Unsere Baureihe 485
Die Baureihe 485 ist unsere jüngste historische S-Bahn.
Zum Abschied der ganz große Bahnhof
Nun ist es endgültig: Am 12. November 2023 hat sich die Baureihe 485 aus dem planmäßigen Fahrdienst verabschiedet: Für diesen einen Tag kehrte die 485 im Rahmen noch einmal auf ihre langjährigen Stammlinien S8 und S47 zurück.
Während dieser so genannten Sternfahrten ergab sich nicht nur für Fotoenthusiasten ein besonderes Motiv. Aus allen vier Richtungen einfahrend standen vier „Cola-Dosen“ für zwei Minuten am Bahnhof Schöneweide nebeneinander - jeweils einmal stündlich um 09:57 - 09:59 Uhr, 10:57 - 10:59 Uhr; 11:57 - 11:59 Uhr, 12:57 - 12:59 Uhr und 13:57 - 13:59 Uhr auf den Gleisen 3, 4, 5 und 6.
Nach fünf dieser „Rendezvous" stand dann der erste Abschied an: Zwei Züge verließen das S-Bahnnetz. Die beiden anderen traten ihre allerletzte Fahrt als sogenannte „Ringzwiebel“ an: Als Sonderzüge fuhren sie eine Abschiedsfahrt auf den Ringbahnlinien S41 und S42 in entgegengesetzter Richtung. Ihren geplanten vorletzten „Rendezvouspunkt" am Bahnhof Beusselstraße (der sogenannte Nullpunkt der Ringbahn) verpassten sie knapp, da der Andrang zur letzten Mitfahrt enorm und die Wagen pickepackevoll waren. Stattdessen trafen sich die Züge dann am Bahnhof Wedding, bevor sie ihre Fahrt und den Einsatz mit einem letzten Halt in Schöneweide beendeten.
Kind des Ostens
In den frühen 1980er Jahren war das jüngste historische Modell der S-Bahn auf dem absolut neuesten Stand der Technik. Dies ist die Geschichte unserer Baureihe 485:
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Produktion neuer S-Bahnzüge größtenteils zum Erliegen gekommen. Dies änderte sich erst 1979, als bei der Deutschen Reichsbahn (Staatsbahn der DDR, die damals die S-Bahnstrecken in West- und Ost-Berlin betrieb, siehe „Wiedervereinigung auf der Strecke“) mit der Konzeption einer neuen S-Bahngeneration begonnen wurde. Die Auslieferung der ersten Serienfahrzeuge sollte sich jedoch noch bis Anfang 1990 hinziehen.
Warum diese Baureihe früher anders hieß
Manche Berliner*innen erinnern sich vielleicht noch, dass die Baureihe 485 früher anders hieß. In der DDR wurden die Züge nämlich als Baureihe 270 bezeichnet. Kurz nach der Wiedervereinigung wurde die Baureihenbezeichnung dann angepasst.
Die Baureihe 485 von Innen
Schon früh umweltbewusst
Die Baureihe 485 zeichnete sich durch die Aluminium-Leichtbaukonstruktion und ein elektrodynamisches Bremssystem aus, wodurch die beim Bremsen wiedergewonnene Energie zurück ins Stromnetz eingespeistwird. Diese Neuerungen führten dazu, dass der Energieverbrauch im Vergleich zu den Vorkriegsmodellen um ein Drittel reduziert werden konnte.
Warum eigentlich „Cola-Dose“?
Ein besonderes Merkmal, das diese Züge ausmachte und ihr den Spitznamen „Cola-Dose“ einbrachte, war ihre besondere Lackierung: Lange Zeit fuhren die Züge mit rotem Anstrich und anthrazitfarbenem Fensterband durch die Stadt. Der Spitzname blieb, die Farbe nicht: Ab 2002 wurden die Fahrzeuge peu a peu in den traditionellen S-Bahnfarben bordeauxrot-ocker umlackiert.
Oldie, but Goldie
Ursprünglich war geplant, die Baureihe 485 schon ab Mitte der 2000er schrittweise auszumustern. Zur Unterstützung des Fahrzeugparks wurde ab 2010 allerdings ein Teil des abgestellten Bestandes im Werk wieder aufgearbeitet. Am 04. März 2011 beförderte der erste Zug wieder Fahrgäste.
Da die Baurehe 485 allerdings nicht mehr mit dem neuen Zugbeeinflussungssystem (ZBS) ausgestattet werden konnte, endete ihr Einsatz Ende des Jahres 2023. Am 12. November wurde die 485 letztmalig planmäßig eingesetzt, bis zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember aber noch als Reserve bereitgestellt. Nun hat sie sich endgültig in ihren wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Zum letzten Mal auf der S46
Am 24. Juni 2022 fuhren die alten, noch in der DDR gebauten S-Bahnzüge der Baureihe 485 zum letzten Mal planmäßig auf der Linie S46. Wir waren im Führerstand mit dabei.
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Die Baureihe 485 von Außen
Warum manche Züge die Bezeichnung 885 trugen
Wer genau hinschaut, wird feststellen, dass an manchen Wagen auch die Baureihenbezeichnung 885 zu finden ist. Als 885 werden die antriebslosen Beiwagen bezeichnet, die jeweils mit einem Triebwagen einen Viertelzug bilden.
Historische Fotos der Baureihe 485
Technische Daten | |
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Spezifikation: | Triebwagen/Beiwagen |
Anzahl: | 166 Viertelzüge der Baureihe wurden seit 1987 produziert. Keine befindet sich davon mehr im Fahrgasteinsatz. |
Länge über Kupplung: | 36.200 mm |
Fahrzeugbreite: | 3.000mm |
Fussbodenhöhe: | 1.120 mm |
Sitzplätze (zusätzl. Stehplätze): | 102 (202) |
Höchstgeschwindigkeit: | 90 km/h |
Max. Beschleunigung: | 0,68 m/s² |
Drehgestellachsstand: | 2.200 mm |
Antriebsleistung: | 4 x120 kW = 480 kW |
Stromversorgung: | 750 V DC |
Leermasse: | 60,0 t |
❤ Mach's gut, liebe 485! ❤