Sicherheit

Sicherheit ist sein Metier

Unser Security-Manager gibt Einblick in seinen Berliner Arbeitsalltag.

Jörk Pruss in seinem Büro
Seit über 13 Jahren der Regionale Security-Manager der S-Bahn Berlin: Jörk Pruss liebt die täglich neuen Herausforderungen seines Berufs.

Egal ob Ringbahn-Party, Automatenmanipulation, Taschendiebstahl, Sachbeschädigung, Vandalismus oder sicherheitsrelevante Großveranstaltungen wie Fußballspiele, Konzerte oder Demonstrationen – Jörg Pruss (45) behält stets einen kühlen Kopf und kümmert sich darum, dass alle Sicherheitsaspekte der S-Bahn Berlin einem hohen Qualitätsstandard entsprechen.

Großer Erfahrungsschatz

Pruss arbeitet bereits seit 20 Jahren bei der Deutschen Bahn (DB) und seit 2008 als Regionaler Security-Manager der S-Bahn Berlin. Der gebürtige Mecklenburger ist in seiner Familie nicht der erste Eisenbahner: Schon sein Großvater war als Lokführer tätig. Pruss studierte zunächst Bauingenieurswesen in Wismar, einer Außenstelle der Universität Rostock. Als junger Ingenieur begann er dann in München seine Laufbahn als Eisenbahner bei der DB.

Von einer zentralen Projektmanagement-Stelle wechselte er vor 13 Jahren zur S-Bahn Berlin, wo er seitdem organisatorisch alles im Blick hat, was mit dem Thema Sicherheit zu tun hat. Und das ist in einer „pulsierenden Großstadt“ wie Berlin nicht gerade wenig.

Punkt 3 traf Jörg Pruss an seinem Arbeitsplatz in Berlin-Schöneweide und erhielt exklusive Einblicke in seinen Arbeitsalltag, in dem nie so etwas wie Routine herrscht.

Herr Pruss, Sie sind Security-Manager der S-Bahn Berlin – was kann man sich darunter vorstellen?

Jörk Pruss: Im Prinzip bin ich dafür zuständig, möglichst alle Dinge zu verhindern, die in unlauterer Absicht gegenüber der S-Bahn Berlin, ihren Fahrgästen und Mitarbeitenden geschehen können – sowohl präventiv als auch im aktuellen Tagesgeschehen. Dazu haben wir verschiedene Sicherheitskonzepte, die jeweils aus mehreren Bausteinen bestehen. Das personellbesetzte Sicherheitssystem der S-Bahn Berlin basiert zum Beispiel auf einem Wabenkonzept.

Klingt nach einem geschäftigen Bienenstock, was genau passiert in diesen Waben?

Jörk Pruss: Jede Wabe steht für einen bestimmten Streckenbereich der S-Bahn. Darin sind jeweils zwei Sicherheitskräfte an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr im Einsatz. Die unterschiedlichen Größen der Waben richten sich nach der Fahrgastdichte. Im inneren Stadtbereich sind sie kleiner und im Außenbereich etwas größer. Dazu kommen die sogenannten Umlaufbegleitungen. Hier begleiten Sicherheitskräfte die Züge von A nach B.

Außerdem gibt es mobile Einsatzgruppen, die mit dem Auto die Streckenbereiche abfahren, die man mit dem Zug nicht erreicht, sei es wegen Bauarbeiten oder Streckensperrungen oder auch während der generellen Betriebsruhe. Zusätzlich haben wir Hundestreifen und Einsatzgruppen mit bis zu sechs Sicherheitskräften, um besonders robust auftreten zu können sowie unsere Operativgruppe, die eine Art Spezialeinheit ist und auch in Zivil agieren kann.

Eine weitere Komponente besteht aus unseren festen S-Bahnwachen, die seit 2018 an fünf Stationen des Netzes (Westkreuz, Ostkreuz, Schöneberg, Gesundbrunnen und Friedrichstraße) von zwei Sicherheitskräften besetzt und jederzeit erreichbar sind. Die Wachen sind eine Art Interventionsgarant, denn nahezu alle Züge des Netzes kommen auf ihrem Laufweg an mindestens einer vorbei.

 

Auch vierbeinige Mitarbeitende sorgen für Sicherheit bei der S-Bahn
Die S-Bahnwache in der Ringbahnhalle im Bahnhof Ostkreuz

Neben den erwähnten personellen Aspekten, welche Bausteine hat das Sicherheitssystem der S-Bahn Berlin außerdem?

Jörk Pruss: Natürlich geht es auch um technische Aspekte: Die Videoüberwachung spielt hier beispielsweise eine gewichtige Rolle. In unserer neuen Baureihe 483/484 ist diese ja serienmäßig verbaut – und im Rahmen des Projekts Langlebigkeit werden momentan die Züge unserer Hauptflotte der Baureihe 481/482 nachgerüstet. So kann man Straftaten dann auch leichter aufklären oder dazu beitragen, dass ein Teil erst gar nicht passiert.

Apropos Prävention, welche Maßnahmen ergreifen oder organisieren Sie als Security-Manager der S-Bahn Berlin?

Jörk Pruss: Unsere Mitarbeiterschulungen sind ganz wichtig. Wir bieten zum Beispiel berufsgruppenspezifische Deeskalationstrainings für Lokführer:innen, Aufsichten und Verkaufspersonal an – also für alle mit direktem Kundenkontakt. So realitätsnah wie möglich wird hier geprobt, wie man in bestimmten stressigen Situationen besonnen reagiert und handelt.

Hier geht es darum, möglichst viele Leute so oft wie möglich zu schulen und dadurch bestmöglich vorzubereiten. Auch wenn man realistisch zugeben muss, man kann sie nicht vor jeder Situation schützen, denn Berlin ist Berlin: eine pulsierende Großstadt mit einem offenen Verkehrssystem und ständig passiert etwas anderes.

Weitere präventive Maßnahmen ergreifen wir beispielsweise zusammen mit der Berliner Stadtmission, die mit unserer Unterstützung Streetworker beschäftigt, die sich in der mobilen Einzelfallhilfe um obdachlose und besonders hilfsbedürftige Menschen im ÖPNV kümmern. Oder wir geben Workshops an Schulen zum Thema Gewalt, Vandalismus und Graffiti. So übernehmen wir als Unternehmen auch soziale Verantwortung.

3G-Kontrolle auf dem S-Bahnsteig

Auch wenn es vielleicht nervt, wie hat sich die Pandemie auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

Jörk Pruss: Alle entsprechenden Maßnahmen zu Corona sind in meinem Bereich gebündelt. Wir überwachen alle Informationen zu den Infektionszahlen, den Krankenständen und den Länderverordnungen. Wir mussten die sich immer wieder ändernden Länder-Regelungen kommunizieren und umsetzen. Von der 3G- bis zur Masken-Pflicht, die wir ja auch kontrollieren, was ein ganz schönes Reizthema unter manchen Fahrgästen ist. Denn es gibt eben die, die sich daran halten und die, die sich nicht oder nur ungenügend daran halten wollen. Die teilweise unterschiedlichen Regelungen in Berlin und Brandenburg haben uns die Kommunikation nicht gerade einfach gemacht. Aber wir haben es mit dem Corona-Stab unter Karsten Preißel, unserem Geschäftsführer Produktion der S-Bahn Berlin, dennoch gut hinbekommen.

Und was mögen Sie an Ihrem Job?

Jörk Pruss: (lacht) Vielleicht genau das – die Herausforderungen, die zum Beispiel Corona mit sich brachte und die operativen Tätigkeiten. Das heißt, wenn wir Situationen haben, auf die wir schnell reagieren müssen. Mir macht es großen Spaß, die vielen Fäden in der Hand zu halten, all die Sachen zu organisieren und so einen Beitrag zu leisten, die S-Bahn auf Spur zu halten.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pruss.

Bis zu 1.000 Euro Belohnung

Über 5 Millionen Euro muss die S-Bahn Berlin jährlich ausgeben, um die Folgen sinnloser Zerstörungen zu beseitigen. Schauen Sie nicht weg!

Hinweise, die zur Feststellung der Täter führen, werden mit bis zu 1.000 Euro belohnt.

Informieren Sie die Bundespolizei: 0800 6 888 000 (kostenfrei)

Ihre Hinweise nimmt auch unsere Sicherheitszentrale unter 030 297-51114 oder jede Polizeidienststelle entgegen.

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