Geschichte

125 Jahre Bahnhof Hermannstraße

Wo einst ein Haus mit roten Ziegeln stand - ein Blick zurück in die Geschichte eines besonderen Bahnhofs.

Dampfbetrieb irgendwann zwischen 1900 und 1910
Dampfbetrieb irgendwann zwischen 1900 und 1910

Mit dem Dampfzug nach Neukölln? Heute kaum noch vorstellbar. Vor 125 Jahren aber, als der Vorortbahnhof Hermannstraße am 1. Februar 1899 fertiggestellt wurde, war das Alltag. Fast 30 Jahre lang wurde die Station von dampfbetriebenen Zügen bedient – die Umstellung auf den elektrischen Betrieb erfolgte am 6. November 1928. Seitdem hat der Bahnhof aus der Zeit, als Neukölln noch die selbstständige Stadt Rixdorf war, viel Wandel durchgemacht.

So modern er sich heute auch präsentiert, angefangen hat an der Hermannstraße seinerzeit alles mit roten Ziegeln. Mit ihnen war das Empfangsgebäude verblendet, obendrauf ein hohes Walmdach. Ende April 1945, während des Zweiten Weltkriegs, wurde das Empfangsgebäude stark beschädigt und der Bahnbetrieb bis Juni eingestellt.

Der erste Neubau

Dem kaputten Gebäude widmete man sich allerdings erst 1968/1969 und baute es aus. Im Februar 1971, noch vor der endgültigen Fertigstellung, wurde es ganz abgerissen. Zwei weitere Jahre dauerte es schließlich, bis anlässlich der Erneuerung und Verbreiterung der Hermannstraßen-Brücke ein schlichter Neubau als Empfangsgebäude eingeweiht wurde.

Wenig pompös, aber praktikabel: der erste Neubau
Wenig pompös, aber praktikabel: der erste Neubau

So richtig zur Ruhe gekommen ist der Bahnhof aber auch dann nicht. Im September 1980 stellte die Deutsche Reichsbahn (DR) den Betrieb auf der Ringbahn ein – ihre Antwort auf einen Streik des S-Bahn-Personals. An diesem Stillstand änderte sich auch nichts, als die DR ab 1984 nicht mehr für die S-Bahn in West-Berlin zuständig war.

Der zweite Neubau

Fünf weitere Jahre sollte es dauern, bis die Wiederbelebung der Ringbahn vom Senat in West-Berlin in die Wege geleitet wurde – kurz vor dem Mauerfall 1989. Für den Bahnhof Hermannstraße hieß das erneut: kompletter Umbau.

Der moderne Bahnhof erhielt eine charakteristische Farbgebung in Blau und Grün.
Der moderne Bahnhof erhielt eine charakteristische Farbgebung in Blau und Grün.

Der erst kürzlich hergerichtete S-Bahnsteig wurde abgerissen und unter die Hermannbrücke gesetzt, sodass heute kaum noch Spuren der historischen Station vorhanden sind. Die beiden Empfangsgebäude, die beidseitig an der Brücke in die Hermannstraße münden, wurden mit Rolltreppen und Fahrstuhl ausgestattet und bekamen einen Anstrich mit zwei Farben: Blau und Grün. Große Wiedereröffnung wurde im Dezember 1993 gefeiert, mit einer Parallelfahrt der „Cola-Dosen“, also zweier Züge der inzwischen ausgemusterten Baureihe 485.

Heute ist der Bahnhof Hermannstraße aus dem Liniennetz der Berliner S-Bahn nicht mehr wegzudenken.

Auf die nächsten 125 Jahre!

1. Februar 1899

Eröffnung des Empfangsgebäudes

Vor 125 Jahren wurde der Vorortbahnhof Hermannstraße fertiggestellt. Das Empfangsgebäude war damals mit roten Ziegeln verblendet, obendrauf ein hohes Walmdach.

6. November 1928

Elektrischer Betrieb

Fast 30 Jahre lang wurde die Station von dampfbetriebenen Zügen bedient.

April 1945

Stilllegung, die erste

Ende April 1945, während des Zweiten Weltkriegs, wurde das Empfangsgebäude stark beschädigt und der Bahnbetrieb bis zum 16. Juni 1945 eingestellt.

1971

Abriss des Empfangsgebäudes

1968/1969 begann man mit dem Ausbau des kaputten Gebäudes, entschloss sich dann aber im Februar 1971, noch vor der endgültigen Fertigstellung, doch für den Abriss.

23. Juni 1973

Eröffnung eines neuen Empfangsgebäudes

Anlässlich der Erneuerung und Verbreiterung der Hermannstraßen-Brücke wurde zwei Jahre später ein schlichter Neubau als Empfangsgebäude eingeweiht.

September 1980

Stilllegung, die zweite

Im September 1980 stellte die Deutsche Reichsbahn (DR) den Betrieb auf der Ringbahn ein – der Bahnhof wurde stillgelegt.

17. Dezember 1993

Wiedereröffnung

Nach der Wiederbelebung der Ringbahn gab es wieder einen Neubau. Im Dezember 1993 wurde die große Eröffnung gefeiert.

Dieser Beitrag ist mit Unterstützung der Ehrenamtlichen des S-Bahn-Museums entstanden, die die Fotos aus der damaligen Zeit zur Verfügung gestellt haben.

Die historischen Informationen im Text stammen unter anderem aus dem Buch „Berlins S-Bahnhöfe“ von Jürgen Meyer-Kronthaler und Wolfgang Kramer.

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