Wie die S-Bahn zu ihren Nummern kam
Seit 30 Jahren tragen die Berliner Linien ihre bekannten Bezeichnungen. Ein Blick in die Geschichte.
Was heute für die Berlinerinnen und Berliner selbstverständlich ist, war bis zum 2. Juni 1991 zumindest im Ostteil der Stadt gänzlich unbekannt: die einheitliche Nummerierung der S-Bahnlinien. Straßenbahnen und Busse dagegen waren nummeriert (die beiden U-Bahnlinien führten Buchstaben), lediglich die S-Bahnen verkehrten ohne offizielle Kennung.
Hamburg hat es vorgemacht
Was seinen Ursprung in Hamburg hatte (dort wurden im Januar 1967 die ersten S-Bahnen in Deutschland mit Liniennummern benannt), breitete sich später schnell auf das restliche Gebiet der Bundesrepublik aus.
Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die am 9. Januar 1984 die Betriebsrechte der S-Bahn im Westteil Berlins übernahmen, führten mit diesem Datum die ersten offiziellen Nummern für die drei Linien S1, S2 und S3 ein. Chronologisch aufgeführt sahen die damaligen Streckenverläufe so aus:
- S2 Lichtenrade – Anhalter Bahnhof (ab 1. Mai 1984 bis Gesundbrunnen und ab 1. Oktober 1984 bis Frohnau)
- S3 Friedrichstraße – Charlottenburg (ab 1. Mai 1984 bis Wannsee)
- S1 Wannsee – Anhalter Bahnhof (am 1. Mai 1985 Wiederinbetriebnahme nach Betriebseinstellung im September 1980)
Damit hatte das in Betrieb befindliche S-Bahnnetz in Berlin (West) ab 1. Mai 1985 eine Netzlänge von 71,49 Kilometern, was ungefähr 50 Prozent des gesamten S-Bahnnetzes in Berlin (West) entsprach.
Im Osten ohne Nummern unterwegs
Im Ostteil der Stadt gab es bis zur Wende keine (offiziellen) Liniennummern oder -kennzeichen. Nur im internen Betriebsablauf, in Betriebsunterlagen und in Führerständen wurden die Zuggruppen mit Buchstaben oder Zahlen gekennzeichnet. So hießen die Züge zwischen Friedrichstraße und Erkner beispielsweise Zuggruppe B und mit dem „H wie Heinrich“ kam man von Friedrichstraße nach Königs Wusterhausen.
Mit der Einheit kam die einheitliche Kennung
Die mit der Wiedervereinigung einhergehende Verschmelzung des ÖPNV schlug sich auch in einer Harmonisierung der Liniennummern nieder, die am 2. Juni 1991 in Kraft trat und durchaus eine Herausforderung war. Das S-Bahnnetz wies teilungs- und stilllegungsbedingt zwar immer noch erhebliche Lücken auf, als Grundlage dienten aber die drei bereits bestehenden Westlinien, die mit kleinen Anpassungen ihre Nummern behielten.
Die neuen Nummern für die S-Bahnlinien gestalteten sich vor 30 Jahren dann folgendermaßen:
Neue Linien, neue Nummern
Seit damals hat sich natürlich viel getan im Hinblick auf das gesamte Netz und die Liniennummern der S-Bahn Berlin. Beispielsweise wurden durch die Wiederinbetriebnahme des Südringes am 17. Dezember 1993 die Linien S45 (Westend – Flughafen Schönefeld) und S46 (Westend – Grünau) eingeführt. Auch die verkehrliche Nachfrage aus dem Südosten Berlins in Richtung Südring stieg damals stark an, sodass ab 29. Mai 1994 die S46 von Westend bis nach Königs Wusterhausen verkehrte und die neue Linie S6 zwischen Zeuthen/Grünau und Warschauer Straße.
Wo ist die S6 geblieben?
Warum es heute keine S6 mehr gibt, hat mit der Inbetriebnahme der kompletten Ringbahn am 15. Juni 2002 zu tun. Seitdem verkehren S41 und S42 auf dem Ring und die Fahrten von und nach Zeuthen wurden durch die Linie S8 übernommen.
Immer wieder also kamen neue Liniennummern dazu und alte verschwanden, aber ein S-Bahnnetz gänzlich ohne Nummern – das ist heute nun wirklich unvorstellbar!
Das Liniennummern-Quiz für S-Bahnprofis
Wie gut kennen Sie unsere S-Bahnlinien? Richtig gut? Das wollen wir doch mal testen! Auf Twitter haben wir anlässlich des Liniennummern-Jubiläums ein Quiz gestartet, das es in sich hatte. Falls Sie es damals verpasst haben, kein Problem! Sie können das Quiz noch immer auf Twitter spielen! Dort finden Sie auch die korrekten Antworten. Viel Spaß!