Was macht eigentlich... die Stammaufsicht?
Alles im Blick: Nicole Günsche macht eine Ausbildung zur Stammaufsicht.
Wenn auf einer der zahlreichen S-Bahnstrecken in Berlin und Brandenburg eine Störung auftritt und nicht mehr alles nach Plan laufen kann, dann ist eine Sache besonders wichtig: Dass die Fahrgäste zuverlässig über die Einschränkungen informiert werden.
Dafür ist ab Sommer auch Nicole Günsche zuständig. Sie absolviert gerade eine Ausbildung zur Stammaufsicht.
Zukünftige Stammaufsicht
Damit gibt Nicole Günsche bereits das Stichwort für eines ihrer späteren Arbeitsgeräte. Mithilfe von sechs Monitoren behält sie den Überblick über das, was auf den Strecken los ist. „Darüber kann ich mir auch direkt die Zugzielanzeiger der einzelnen Bahnhöfe aufrufen und gegebenenfalls Informationen dafür aktualisieren“, erzählt Nicole Günsche.
Immer offen für Kund:innenfragen
In der Regel sitzen die Stammaufsichten alleine in ihrem Stützpunkt, nur in seltenen Fällen sind zwei Mitarbeiter:innen vor Ort. „Dann ist eine:r auf den Bahnsteigen unterwegs und für unsere Fahrgäste ansprechbar“, sagt Nicole Günsche. „Aber auch wenn wir alleine sind, steht unsere Tür für Fragen der Kund:innen offen.“
Die Meldungen zu Zugausfällen oder Störungen bekommt die Azubine über unterschiedliche interne Systeme geliefert – oder telefonisch von Fahrdienstleiter:innen aus der Betriebszentrale. Insgesamt speisen sich die Infos aus drei Quellen.
Ihre Ausbildung zur Stammaufsicht hat Nicole Günsche im März begonnen, bereits im Juni steht die Prüfung an. Bis dahin wechseln sich theoretische und praktische Ausbildungsinhalte ab, bei denen sie beispielsweise an der Seite von erfahrenen Stammaufsichten lernt.
Bevor die 31-Jährige zur S-Bahn Berlin gekommen ist, war sie als Flugbegleiterin und Kabinenmanagerin tätig – zuletzt bei easyJet. „Vom Stellenabbau dort betroffen, habe ich mich nach einem krisensicheren Job erkundigt“, erzählt Nicole Günsche. „Nach dem vielen Reisen wollte ich wieder in meiner Heimatstadt arbeiten. Da war die S-Bahn Berlin genau das Richtige für mich.“
Respekt vor der neuen Aufgabe
Die Erfahrungen aus ihrem vorherigen Job könnten ihr vielleicht im Umgang mit Fahrgästen helfen, mutmaßt Nicole Günsche. „Ich habe gelernt, mit Menschen umzugehen. Wie ich ihnen entgegenkommen und was ich ihnen sagen kann.“
Danach gefragt, worauf sie sich bei ihrem neuen Job schon besonders freue, sagt die angehende Stammaufsicht lachend: „Die Freude ist momentan ehrlich gesagt noch etwas im Hintergrund. Ich denke, in dem Moment, in dem ich dann wirklich zum ersten Mal alleine bin, überwiegen der Respekt und die Nervosität.“
Aber wenn dann ein paar Tage geschafft und die ersten Hindernisse gemeistert sind, wird sich sicherlich ein gewisser Stolz einstellen.
Was macht eigentlich eine Stammaufsicht?
- Haupttätigkeit einer Stammaufsicht ist die Information der Fahrgäste bei Abweichungen vom Regelfahrplan. Dies können Bauarbeiten, Störungen oder auch ein Zugtausch sein. Sie tragen dabei die Verantwortung, auf einem bestimmten Streckenabschnitt die Fahrgäste mit Durchsagen und Texten auf den Zugzielanzeigern zu informieren. Dabei werden sie auch von der Leitstelle der S-Bahn unterstützt.
- Zu den weiteren Aufgaben gehören z. B. die Annahme und Bearbeitung von Fundsachen und im Bedarfsfall die Unterstützung der Triebfahrzeugführer:innen bei der Zugabfertigung.
- Die Stammaufsichten der S-Bahn Berlin arbeiten im klassischen Schichtsystem, die Stammbahnhöfe sind 24 Stunden besetzt.
- Bei der S-Bahn Berlin gibt es 19 Stammbahnhöfe, z. B. im Norden Birkenwerder, im Osten Birkenstein, im Westen Wannsee und im Süden Südkreuz. Dazu im Innenstadtbereich z. B. Ostbahnhof, Potsdamer Platz oder Treptower Park.
- Die Anzahl der zu betreuenden Stationen variiert je nach Streckenauslastung. Die Stammaufsicht Ostbahnhof betreut die Strecke von Ostkreuz bis Hackescher Markt (6 Stationen), die Stammaufsicht Schöneberg betreut die Strecke der S1 von Yorckstraße bis Nikolassee (13 Stationen).