Unternehmen

Wo alle Fäden zusammenlaufen

Was für den Flughafen der Tower, ist für die S-Bahn die Integrierte Leitstelle. Ein Blick hinter die Kulissen.

Verkehrsdisponent und Mobilitätskoordinator Ulli Höckendorff gehört zum Team von Tobias Mertens in der Integrierten Leitstelle.
Verkehrsdisponent und Mobilitätskoordinator Ulli Höckendorff gehört zum Team von Tobias Mertens in der Integrierten Leitstelle. (Direkt an seinem Arbeitsplatz gilt für ihn keine Maskenpflicht, wenn er im Großraumbüro unterwegs ist, trägt er selbstverständlich eine Maske).

Tag für Tag fahren unsere Züge über die Schienen Berlins und weiter bis nach Brandenburg. Sie bringen die Menschen von A nach B und sind aus dem Stadtbild schlicht nicht wegzudenken.
Dafür, dass das alles reibungslos funktioniert, sorgen die Mitarbeitenden unserer Integrierten Leitstelle. Sie sind es auch, die im Störungsfall nach schnellen Lösungen suchen.

Die Integrierte Leitstelle ist entstanden, um für unsere Kund:innen den größtmöglichen Nutzen hinsichtlich Pünktlichkeit, Fahrzeugverfügbarkeit und Sicherheit zu gewährleisten. Dafür ist es notwendig, dass alle Bereiche eng zusammenarbeiten und alle Vorgänge aus einem Zentrum heraus gesteuert werden.

Tobias Mertens Leiter der Integrierten Leitstelle für Verkehr und Information

Besagtes Zentrum sind drei Großraumbüros, in denen im Schnitt jeweils zehn Mitarbeitende sitzen, wie Tobias Mertens weiter erzählt. Sie alle haben große Monitore vor sich – bis zu acht Stück an der Zahl. Darauf finden sich alle Programme, die für den Arbeitsalltag in der Leitstelle gebraucht werden – beispielsweise jene, die aktuelle Lagebilder aus dem gesamten S-Bahnnetz liefern.

„Die Fahrzeugdisposition hat im Blick, wie einsatzfähig unsere Züge sind und ob sie pünktlich unterwegs sind“, erklärt der 46-jährige Mertens. „Bei Unpünktlichkeit muss der:die zuständige Disponent:in Maßnahmen ableiten, um wieder pünktlich zu werden.“ Außerdem seien täglich rund 500 Triebfahrzeugführer:innen nach einem minutiös getakteten Plan im Einsatz. Und auch auf deren Schichten könne sich auswirken, wenn eine Linie unterbrochen oder eine Strecke gesperrt ist. Verlängert sich eine Schicht wegen eines solchen Zwischenfalls, müsse das in der weiteren Planung berücksichtigt werden, weiß Tobias Mertens.

  • Die Integrierte Leitstelle der S-Bahn Berlin ist 2018 in Betrieb gegangen.
  • Sie entstand aus einzelnen Dispositionsstellen, die nun alle unter einem Dach zusammenarbeiten.
  • Zur Integrierten Leitstelle gehören die Verkehrs- und Fahrzeugdisposition, die Leitstelle Stationen (4-S-Zentrale), die Betriebs- und Verkehrsaufsichten, die Fahrzeug-Disposition und die DB Sicherheit.
  • Das Team besteht aus 65 Mitarbeitenden. Sie alle arbeiten in Früh-, Spät- und Nachtschichten. Die Leitstelle ist somit rund um die Uhr besetzt.

Die Mitarbeitenden aus dem Bereich Betrieb Stationen sind für Störungen auf den Bahnhöfen verantwortlich – wie Verschmutzungen oder wenn etwas zu Bruch gegangen ist. Sie leiten  solche Vorfälle an die Leitstelle weiter, die wiederum Abhilfe schafft. Ebenso verhält es sich bei allen Störungen, die die Infrastruktur betreffen. Kaputte Weichen oder defekte Signale  werden  von Mitarbeitenden von DB Netz an die Leitstelle weitergegeben. Auch Triebfahrzeugführer:innen melden sich, wenn es Probleme mit dem Zug gibt. „Sie bekommen dann von uns technische Hilfe, um den Zug wieder fahrfähig zu machen“, berichtet Tobias Mertens.

Screenshot Betriebslage
Über die Reiseinformationskette gelangen Störungen unter anderem sowohl auf unsere Internetseite als auch in unsere App.

Kommt es auf der Strecke zu einer Störung, dann stößt ein:e Mobilitätskoordinator:in die sogenannte Reiseinformationskette an. In einem speziellen Tool werden die Störungen erfasst und gelangen so zu unterschiedlichen Abnehmer:innen – beispielsweise zu den Mitarbeitenden des Kundendialogs, die am Nordbahnhof sitzen. Sie verfassen auch die Meldungen für Twitter

Ein weiteres Tool macht die Störungsmeldungen hier auf unserer Internetseite sichtbar und in der Fahrplanauskunft. Die Stammaufsichten im Netz geben diese Störungsmeldungen in die LCD-Anzeiger an den Stationen ein und sorgen für die Ansagen.

„Bei größeren Störungen nutzen wir außerdem ein Programm, welches die Informationen an die Radiosender rausgibt – und zwar liniengenau“, erläutert Tobias Mertens. Er gehört seit Januar 2008 zum Team der S-Bahn Berlin. Zuvor hat er bei der Münchner S-Bahn seine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer gemacht und war anschließend noch bis 2007 dort tätig.

Als besondere Herausforderungen seines Jobs benennt der 46-Jährige das Wetter. „Wenn es sehr heiß oder sehr kalt ist – wie zuletzt Anfang Februar“, erinnert er sich. „Da hat der sehr feine Pulverschnee die Weichen zugeweht. Aber grundsätzlich müssen wir uns immer gut vorbereiten, sobald Stürme vorausgesagt sind.“

Im Fokus stehe, dass Reisende während solcher Extremwetterlagen nicht gefährdet würden. „In diesen Fällen gibt es bei der S-Bahn Berlin ein sogenanntes Großstörungsmanagement. Die Integrierte Leitstelle führt aus, was dort beschlossen wird – damit die Kund:innen wissen, wann und wie sie wieder fahren können“, erläutert Tobias Mertens weiter.

Sein Job sei stets anspruchsvoll und es werde nie langweilig, sagt er. „Besonders machen ihn für mich die vielen Menschen, die auch unter anspruchsvollen Bedingungen bemüht sind, ein gutes Ergebnis zu erreichen – sie alle bringen viel Engagement und Kreativität mit.“

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