Jobs

Traumjob Verkehrserhebung

Andrea Hessel befragt seit 10 Jahren für den VBB und DB Regio Fahrgäste. Im Interview erklärt sie, warum sie sich keinen schöneren Job vorstellen kann.

Sie möchten als Verkehrserheber:in arbeiten?

Aktuell sind noch Jobs für die VBB-Verkehrserhebung ab April 2022 bis Dezember 2022 frei! Lesen Sie hier im Interview, wie genau diese Arbeit aussieht und welche Vorteile sich Ihnen bieten. 

Hier bewerben!

Andrea Hessel in der S-Bahn
"Mein Büro ist der Zug": Verkehrserheberin Andrea Hessel

Andrea Hessel (66) arbeitete lange Zeit als freiberufliche Ingenieurin für Landschaftsplanung in Deutschland und im Ausland. Seit 10 Jahren führt die gebürtige Berlinerin Verkehrserhebungen für den VBB und DB Regio durch. 

Frau Hessel, 10 Jahre als Verkehrserheberin – das ist eine lange Zeit…

Andrea Hessel: Ja, das liegt daran, dass die Arbeit mir einfach Spaß macht. Dann bleibt man bei so etwas. Ich möchte nicht mehr im Büro sitzen, sondern das Leben erleben. Und das erlebt man als Verkehrserheberin pur!

Gutes Stichwort – wie sieht Ihre Arbeit als Verkehrserheberin aus?

Andrea Hessel: Zunächst buchen wir eigenverantwortlich Züge bzw. Touren, die uns in einem Online-Portal angeboten werden. Dann muss ich natürlich pünktlich am Abfahrtszug sein, stelle mich beim Zugbegleiter vor und steige in den Bereich ein, wo die Befragung durchgeführt werden soll. Erst einmal lasse ich alle gemütlich Platz nehmen und gehe dann auf die Fahrgäste zu und bitte sie freundlich um Fahrscheineinsicht.

Wenn drei Kinderwagen und drei Fahrräder zwischen dir und dem Fahrgast stehen, musst du halt einen Felgaufschwung beherrschen, um drüber hinweg zu kommen.

Andrea Hessel Verkehrserheberin

Was genau wird abgefragt?

Andrea Hessel: Ich zähle die ein- und aussteigenden Fahrgäste und frage nach Details zum Fahrtweg: Wo sind Sie eingestiegen? Wo werden Sie aussteigen? Wie sind Sie zur Einstiegshaltestelle gekommen? Wie geht's nach der Ausstiegshaltestelle weiter? Zu Fuß? Mit dem Taxi? Mit dem Bus? Für die DB frage ich immer zusätzlich, wie die Fahrgäste den Nahverkehr der Deutschen Bahn in dieser Region insgesamt beurteilen. Da kann man eine Note von 1-6 vergeben – wie in der Schule. Und dann verabschiede ich mich freundlich und schaue nach dem nächsten Fahrgast.

Und wenn jemand kein Ticket hat?

Andrea Hessel: Das ist mir egal, ich bin ja keine Ticketkontrolleurin.

Verkehrserheberin Andrea Hessel / aus Schmargendorf (Berlin)
Lieblingsarbeitszeit: Ganz früh, um die aufgehende Sonne zu beobachten. Oder ganz spät, um die Stille in den leeren Bahnhöfen zu genießen.

Ist die Arbeit nicht auf Dauer etwas eintönig?

Andrea Hessel: Nein, jede Erhebung ist anders und hat eine ganz eigene Dynamik. Es gibt Strecken, da ist’s von Anfang an proppedicke voll im Zug und Strecken, da kommt die ersten zehn Stationen einer mit Hund rein und das war's dann. Und je nachdem, welche Menschen im Zug sind, gibt es ganz verschiedene Schwingungen.

Wie reagieren die Fahrgäste auf Sie?

Andrea Hessel: Man sagt ja immer, die Deutschen seien so ein Meckervolk, aber nach meiner Erfahrung ist die Bereitschaft mitzumachen sehr hoch. Natürlich gibt es immer Leute, die mal krank sind oder Zahnweh oder Liebeskummer haben. Die sagen dann ‘Nein’ oder machen demonstrativ die Augen zu. Dann is schon klar, die möchten nicht angesprochen werden.

Es gibt auch Tage, da will ich mehr Ruhe haben. Dann macht man die Befragungen und zieht sich danach zurück und guckt aus dem Fenster.

Andrea Hessel Verkehrserheberin

Gibt es Vorgaben, wie viele Menschen befragt werden müssen?

Andrea Hessel: Es ist wünschenswert, dass an jedem Unterwegshalt mindestens ein Neueinsteiger vorrangig befragt wird. Das ist sozusagen das Minimum. Aber wenn keiner einsteigt, kann auch keiner befragt werden. Dann schaut man eben, wen man von den Fahrgästen in der Platzgruppe bisher noch nicht befragt hat, bis im Idealfall alle erfasst sind. Der eine ist langsamer, der andere schneller. Man entwickelt auch ein Gespür dafür, was möglich ist: Stoße ich zu Corona-Zeiten wirklich sieben Leute zur Seite, damit ich den neu zugestiegenen Fahrgast befragen kann oder lass ich es lieber?

Apropos Corona – hat die Pandemie Ihre Arbeit verändert?

Andrea Hessel: Als Corona vor zwei Jahren begann, hat die Bahn erst mal für einige Wochen mit den Verkehrserhebungen ausgesetzt. Aber als es dann wieder losging, gab es einen interessanten Effekt: Hatte ich vorher, sagen wir mal, 15 % Verweigerer, ist diese Gruppe plötzlich auf 5 % geschrumpft. Die Leute wollten wieder reden! Selbst die Schüler, die sonst eher so larifari drauf waren. 

Riesen-Teddy auf S-Bahnsitz
Mitzählen oder nicht - das ist hier die Frage!

Ist Ihnen ein besonderer Moment im Gedächtnis geblieben?

Andrea Hessel: Ich hatte mal einen riesen Plüschbären im Zug sitzen. Der war größer als Sie und ich! Da habe ich lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Bären jetzt mitzählen muss oder nicht. Er hatte ja einen Platz besetzt,…

Unter Kleintierregelung fiel der wahrscheinlich nicht mehr…

Andrea Hessel: Nein! (lacht) Eigentlich hätte der einen Maulkorb gebraucht und einen ermäßigten Fahrschein. Aber in BÄRlin kann einem sowas wohl mal passieren…

Warum würden Sie Menschen Ihren Job empfehlen?

Andrea Hessel: Weil man so unglaublich flexibel ist. Du suchst dir selber aus, wie viele und welche Touren du machen willst – je nach Geldbedarf oder Abenteuerlust. Die Rückfahrt von einer Erhebung ist nämlich gratis, die kann man bis zu 48 Stunden später noch antreten: Ich habe Verwandte in Hamburg, die sind über 80 und freuen sich ein Loch in den Bauch, dass ich regelmäßig einmal im Monat vorbeischaue. Und natürlich kann man auf der Rückfahrt auch unterwegs aussteigen und später weiterfahren: Ich weiß zum Beispiel ganz genau, an welchen Haltestellen man gut Äpfel ernten kann. Und meine Freunde können bestätigen, dass ich schon oft zum Brötchenholen bis nach Würzburg gefahren bin, weil es da einfach hervorragendes Dinkelspitz gibt.

Welche Voraussetzungen sollten Menschen, die sich für den Job interessieren, mitbringen?

Andrea Hessel: Man braucht keine wirklich Aus- oder Vorbildung dafür. Aber neugierig auf Menschen und offen zu sein, ist natürlich die Grundvoraussetzung! Wenn du dein Leben lang im Büro gearbeitet und außer deinen Mitarbeitern niemanden gesehen hast, ist der Job vielleicht nicht der richtige für dich...

Gibt es denn etwas, dass Ihnen nicht gefällt?

Andrea Hessel: Es gibt so eine Zählerdrückuhr, mit denen man die Fahrgäste zählt. Die finde ich total doof, dieses Klack-Klack-Klack. Das rechne ich lieber im Kopf und mache bei jeder 50 einen Strich.

Interviewerin, verfügt über jahrelange Erfahrung, gelassen: „Guten Tag, ich führe im Auftrag der Deutschen Bahn eine Fahrscheinerhebung durch. Darf ich bitte Ihren Fahrschein einsehen?"

Bär, brummt: „Aber gerne. Hier, bitte sehr."

Interviewerin: „Sie haben ein Berlin-Brandenburg-Ticket. Das ist ja noch gar nicht abgestempelt. Dabei ist die Zugbegleiterin doch gerade durchgegangen."

Bär: Ja, das passiert mir manchmal. Sie hat mich mit großen Augen angeschaut und war dann einfach weg. Sie hat wohl noch nicht so viel Berufspraxis. Ich weiß ja, dass man gemeinhin denkt, eine Bärin mit Kind ist noch gefährlicher als ein einzelreisender Bär. Dabei bin ich prima erzogen. Ich bin übrigens Debby und das ist meine Tochter Ivy."

Interviewerin: „Angenehm. Ich bin Resi. Wo sind Sie denn eingestiegen?"

Bär: „In Großbeeren."

Interviewerin: „Und bis wohin fahren Sie mit diesem Zug?"

Bär: „,Bis Berlin-Hauptbahnhof."

Interviewerin: „Endet dort Ihre Fahrt mit einer Bahn?

Bär: „Ich steige dann noch in die S-Bahn um bis Jannowitzbrücke"

Interviewerin: „Was ist der Anlass für ihre Fahrt?"

Bär: „In Berlin will ich mir den Bärenzwinger mal ansehen. Wenn es den noch gibt. Ich suche ein ruhiges Plätzchen für den Winterschlaf. Wenn das nicht klappt, fahre ich weiter nach Bern. Da gibt's den Bärengraben, sehr beliebt unter uns Bären."

Interviewerin: „Ah ja, verstehe. Wie beurteilen Sie den Nahverkehr der Deutschen Bahn in dieser Region insgesamt?"

Bär: „Ja, gut. Warm, bequem, ein Automat mit Süßigkeiten - mehr brauche ich nicht.

Interviewerin: „Wie häufig finden Sie unsaubere Toiletten vor?"

Bär: „Ja, wissen Sie, ich benutze sie eigentlich nicht. Für meine Zwecke wäre es gut, wenn in einer Ecke ein Haufen Sand und Stroh liegen würde. Wenn Sie das vermerken würden.“

Interviewerin: „Ich kann leider keine Anregungen entgegen nehmen. Das ist ein standardisierter Fragebogen. Aber wenden Sie sich doch mit Ihrem Wunsch an die DB. Man weiß ja nie, wer da ein Herz für Bären hat. Ich bedanke mich und wünsche Ihnen eine gute Reise.

Bär: „Ihnen auch eine schöne Weiterfahrt!"

Das könnte Sie auch interessieren

Unternehmen | Ausbildung

Die größte Bewerbung Deutschlands

Wir wollen unser Team noch weiblicher machen und bewerben uns deshalb bei DIR - als Arbeitgeberin!

Ausbildung

❤-lich willkommen im Team der S-Bahn!

Wir freuen uns: Insgesamt 26 junge Menschen starten bei uns im März ihre Ausbildung!

Sicherheit

Sicherheit ist sein Metier

Unser Security-Manager gibt Einblick in seinen Berliner Arbeitsalltag.