Wieso wird gebaut?

Aus diesen Gründen kommt es zu geplanten Einschränkungen im Betriebsablauf

Philipp Goers

Mehrere Unternehmen mit hochspezialisierten Teams sind am Werk, um die rotgelben Züge durch die Stadt fahren zu lassen. Die S-Bahn Berlin hält unter anderem die Fahrzeugflotte instand, während DB InfraGo - Geschäftsbereich Personenbahnhöfe sowohl für den Bau und den Betrieb als auch für die Instandhaltung und die Entwicklung von Bahnhöfen zuständig ist. Die Gleise, Weichen, Signale werden von DB InfraGo - Geschäftsbereich Fahrweg betreut. Hierzu zählen auch die sicherungstechnischen Anlagen mit Stellwerken und Bahnübergängen. Um das 340 Kilometer lange Streckennetz in Schuss zu halten, bedarf es einer regelmäßigen Inspektion und Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten.

Diese Baumaßnahmen werden – ganz gleich, ob es um Bahnhofssanierungen, Schienenwechsel oder die Einführung des Zugbeeinflussungssystems S-Bahn Berlin (ZBS) geht -, mit einem großen zeitlichen Vorlauf geplant, um sie effektiv gebündelt durchzuführen. Die an den Bauarbeiten beteiligten Unternehmen arbeiten dabei Hand in Hand, um die Belastungen für Fahrgäste so gering wie möglich zu halten.

Lernen Sie unsere Arbeiten „im Hintergrund“ kennen, die manchmal trotz aller Bemühungen, die Auswirkungen auf den Betriebsalltag zu minimieren, doch präsent sind.

S-Bahn Berlin / familie redlich AG

Kleinere Instandhaltungsarbeiten

Zu den kleineren Instandhaltungsarbeiten gehören unter anderem regelmäßige Inspektionen, Weichen- und Schienenschleifarbeiten oder Gleismessfahrten, bei denen der Zustand der Gleise geprüft wird.

Diese und andere Instandhaltungsarbeiten werden regelmäßig, häufig mehrfach im Jahr, durchgeführt. Hierfür sind stets Sperrpausen ab 22 Uhr bis in den frühen Morgen nötig. In dieser Zeit wird, wenn die Baustellensicherung und das Bauverfahren es zulassen, auf dem entsprechenden Streckenabschnitt eingleisig gefahren.

Dauer: Kleinere Instandhaltungsarbeiten dauern circa 6 - 8 Stunden.

Größere Instandhaltungsarbeiten

Je nach Belastung und Abnutzung wird etwa alle zehn Jahre ein Schienenwechsel vorgenommen. Ein kompletter Oberbauwechsel, bei dem Schienen, Schotter und Schwellen getauscht werden, fällt circa alle 20 Jahre an – auch hier wird jeweils nach dem Zustand der Gleise entschieden. Bei starker Beanspruchung kann ein Schienenwechsel oder auch ein Austausch des gesamten Oberbaus durchaus früher notwendig werden.

Ein Beispiel für diese Rundum-Erneuerung ist der S-Bahn-Ring, der Ende 1993 wiedereröffnet wurde. Seit 2012/13 wird - nach 20 Jahren - schrittweise eine komplette Gleiserneuerung vorgenommen, bei der Schienen, Schwellen und Schotter ausgetauscht werden. Doch nicht nur die Gleise, auch die Weichenanlagen werden in diesem Rhythmus auf Vordermann gebracht.

Dauer: Größere Instandhaltungsaufgaben dauern mehrere Tage bis einige Wochen. Die Dauer der Arbeiten variiert unter anderem je nach Länge des zu wechselnden Schienenabschnitts und des Maschineneinsatzes.

Modernisierungsarbeiten

Großbauprojekte, wie die Arbeiten am Bahnhof Ostkreuz, oder die Umrüstung des S-Bahn-Netzes auf das neue Zugbeeinflussungssystem für die S-Bahn Berlin (ZBS) das die bisherige Sicherungstechnik ablösen wird, zählen zu den Modernisierungsarbeiten. So langwierig manche dieser Großprojekte sind, bringen sie immer einen dreifachen Mehrwert: Sie erhöhen den Komfort, erhöhen die Sicherheit und senken die Störanfälligkeit der Gleis- und Signalanlagen.

Dauer: Großbauprojekte erstrecken sich über mehrere Jahre, vor allem Arbeiten bei rollendem Betrieb verlängern diese Zeitspanne.

Der Baumschnitt

Deutsche Bahn AG/ Julia Amend

Um den Zügen freie Fahrt zu ermöglichen, wird entlang der Gleise regelmäßig Baumschnitt durchgeführt, für den Sperrpausen nötig sind. Dieser kann wegen des Unfallschutzes und des Lärms nur am Tage und außerhalb der Brutzeiten durchgeführt werden.

Bisher wurde der Baumschnitt – von der Gleismitte aus betrachtet – als ein U-Schnitt vorgenommen. Durch die zunehmend häufigeren und stärkeren Stürme, bei denen oft Bäume auf die Gleise stürzten, wird künftig – aus Sicherheitsgründen - ein V-Schnitt angesetzt. Hiermit sorgen unsere Baumschnitt-Spezialisten dafür, dass weniger Bäume ins Gleis fallen.

Dauer: Je nach der Länge des zu bearbeitenden Streckenabschnitts werden 6 bis 8 Stunden eingeplant. Der Baumschnitt wird meist gebündelt mit anderen Baumaßnahmen.

Der Naturschutz

Einfluss auf unsere Arbeit nimmt auch die Berücksichtigung des Naturschutzes. Bauarbeiten zur Brut- und Aufzuchtzeit von Vögeln erfordern bei Arbeiten in Grünanlagen eine besondere Rücksichtnahme.

Auch der Laichschutz muss bei Arbeiten an Gewässern bedacht werden, beispielsweise wenn Korrosionsschutzarbeiten an Brücken anstehen, die über Gewässer führen.

Herabrieselnder Staub und Schmutz werden durch eine Einhausung, also eine komplette Einhüllung der Brücke, vermieden.

Um diese und ähnliche Schutzmaßnahmen vorzunehmen, entstehen ebenfalls Sperrzeiten. Im Vorfeld von Großbauprojekten prüfen wir zudem, ob auf zu bebauendem Gelände die Umsiedelung von Tieren, wie bspw. Vögel, Echsen, Fledermäuse oder Insekten, nötig wird. Dies kann zu Verschiebungen von Bauarbeiten führen.

Grüne S-Bahn

Sauberkeit

Zwei Graffititeams sind im S-Bahn-Netz im Einsatz und sorgen dafür, dass monatlich durchschnittlich 10.000 m² Graffitischmierereien und ca. 8.000 Aufkleber beseitigt werden. Für die Graffitibeseitigung an Flächen, wo ein Betreten des Gleisbereiches erforderlich wird, müssen ebenfalls Gleissperrungen eingeplant werden.

Dauer: Sperrungen zur Entfernung von Graffitis werden meist in den nächtlichen Betriebspausen vorgenommen oder mit anderen Sperrpausen gebündelt. Sie dauern circa 6 bis 8 Stunden.

Totalsperrung versus Sperrpausen

Auch wenn eine Totalsperrung für Fahrgäste immer mehr Unannehmlichkeiten mit sich bringt als mehrere kleinere Sperrpausen, ist sie nicht immer vermeidbar.

Die Entscheidung für oder gegen eine Totalsperrung hängt von den anstehenden Arbeiten ab. Bei Gleiserneuerungen und dem dazugehörigen Schienenschweißen ist ein Arbeiten in den kurzen Zeitfenstern der Betriebsruhe nicht möglich. Bei großen Bauprojekten werden Bauinformationsdialoge mit Anwohnern angeboten, die dann darauf Einfluss nehmen können, wie Belastungen durch Lärm und Ersatzverkehr minimiert werden könnten.

Ein Beispiel ist hier die Einführung des Zugbeeinflussungssystems S-Bahn Berlin (ZBS): Denkbar wäre eine mehrwöchige Totalsperrung auf verschiedenen Streckenabschnitten gewesen. Nach der Durchführung der Bauinformationsdialoge wurde entschieden, die für ZBS anfallenden Bauarbeiten nur an Wochenenden und in den Betriebspausen durchzuführen.

Bündelung von Baumaßnahmen = weniger Sperrzeiten

Die langfristige Planung für Großprojekte beginnt stets mit einem Vorlauf von 5 bis 10 Jahren. Die Anlagenverantwortlichen des Bereiches, in dem gebaut werden soll, melden ihre jeweiligen Bedarfe an, damit diese gebündelt und koordiniert werden.

Ein Beispiel ist die Sperrpause in Pankow, bei der der Bau einer Lärmschutzwand genutzt wurde, ergänzend Taubennetze zu spannen, Weichenarbeiten und Arbeiten im Zugangsbereich des S-Bahnhofs auszuführen.