Schneller einsteigen dank neuer Technik
Direkt am Gleis sehen Sie an sechs S-Bahnstationen nun den idealen Einstiegsort.
„Ich steige extra vorne ein, dort ist grün“, meint Nadia. Sie steht am Gleis 16, ganz oben unter der Glaskuppel im Hauptbahnhof. „Wir finden die neue Anzeige gut“, sagt ihr Mann. „So weiß man, wo noch viel Platz ist. Das ist auch praktisch, wenn die Erkältungssaison beginnt und alle wieder husten und schniefen.“
Ein Blick auf den Monitor zeigt: Die ersten drei Wagen der einfahrenden S-Bahn sind grün, dann folgt ein roter Wagen mit hoher Auslastung und zum Schluss vier gelbe mit mittlerer.
Der S-Bahnsteig füllt sich nach und nach. Tourist:innen wollen mit ihren Koffern weiter zum Hotel. Berliner:innen von der Arbeit schnell nach Hause. Auch Andrea hat es eilig mit ihrem Rad. Nutzt sie bereits das neue System, das seit ein paar Wochen anzeigt, wie ausgelastet die Wagen sind? „Ja, da weiß ich, wo ich mit meinem Fahrrad reinpasse, auch wenn das Radabteil voll ist.“
„Eine tolle Idee“
Albertine, die gerade mit dem ICE angekommen ist und mit der S-Bahn zu ihrem Sohn fahren möchte, meint: „Ich komme aus München, da gibt es so was noch nicht. Die Idee finde ich prima. Weil ich nicht mehr gut zu Fuß bin, würde ich es allerdings nicht zu einem leeren Wagen schaffen, wenn er weiter weg stehen bleibt.“
Die neue Auslastungsanzeige können Fahrgäste bisher an sechs verschiedenen Stationen nutzen: Bellevue, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Hackescher Markt, Alexanderplatz und Hermannstraße. Die innovative Technik wird seit 24. September im Rahmen eines Pilotprojekts an den Stationen getestet.
Mit ihrer Hilfe sollen die Fahrgäste schneller und komfortabler ein- und austeigen können – und Züge pünktlicher werden. Die Messung der Auslastung funktioniert so: Links und rechts vom Gleis sind LED-Lichtschranken installiert. Sie erkennen, wie voll der Zug ist. Ihre intelligenten Sensoren erfassen neben der Auslastung die Wagenanzahl, die Baureihe und die Geschwindigkeit. Die Infos melden sie an die folgende Station, an der die Anzeige dann aufleuchtet.
Wissen, wie voll es ist
„Spannend“, finden auch Eddi und Horst die neue Technik. Sie steigen eine Station weiter ein, am Bahnhof Bellevue. Hier geht es ruhiger zu als am Hauptbahnhof. „Uns ist die neue Anzeige schon aufgefallen, wir wohnen in der Nähe. Wir haben gedacht, sie zeigt nur die Zahl der Wagen an. Jetzt testen wir das mal.“
Alexa, die mit Hund Curtis unterwegs ist, sieht die Anzeige zum ersten Mal: „Coole Sache! Wie viele Berliner versuche ich immer so einzusteigen, dass ich später am richtigen Ausgang ankomme. Mit der Anzeige kann ich auch Zeit sparen.“ „Es wäre gut, wenn man künftig auch erkennen könnte, welcher Wagen genau an welcher Stelle hält“, findet ein anderer Fahrgast.
Entwickelt wurde die Technik hinter der Auslastungserfassung von der S-Bahn Hamburg. In der Hansestadt ist sie bereits seit Längerem an verschiedenen Stationen im Einsatz. In Berlin soll nach dem Testlauf entschieden werden, ob die Auslastungserfassung an weiteren Bahnhöfen installiert wird. Nadia findet sie nützlich:
Fahrgast
So funktioniert "Lightgate":
Die "Lightgate"-Sensorik ist eine Art Lichtschranke im Gleisbereich, die den vorbeifahrenden Zug mit kaum sichtbarem Licht scannt. Da bei steigender Fahrgastzahl immer weniger Licht durch die Fenster dringt, kann so gemessen werden, wie voll der Zug ist.