Projekt Langlebigkeit: Der letzte Schliff
Der Zug erstrahlt in neuem Glanz - aber zurück auf die Strecke darf er noch nicht. Wir werfen einen letzten Blick hinter die Kulissen des Projekts Langlebigkeit im Werk Schöneweide und erklären, was es mit der Wiederinbetriebnahme auf sich hat.
Das Projekt Langlebigkeit macht die Züge der Baureihe 481 fit für die nächsten zehn Jahre. Dazu gehören auch die Arbeiten der Wiederinbetriebnahme. Bei unserem letzten Blick hinter die Kulissen zeigt Stephan Stauske, Mitarbeiter des Werkes Schöneweide, dass auch im Schlussspurt viele anspruchsvolle Aufgaben warten.
Am Ende aller Arbeiten soll ein schönes Fahrzeug präsentiert werden, eines, in das Fahrgäste gern einsteigen. Doch davor gilt es, den Zug funktionstüchtig und vor allem sicher aus dem Werk Schöneweide zu verabschieden. „Wiederinbetriebnahme“, so heißt der Fachbegriff, der diese abschließenden Arbeiten vereint. In verschiedenen Arbeitsphasen wird nun überprüft, dokumentiert und - falls nötig - korrigiert, ob der Ist-Zustand der Fahrzeuge auch tatsächlich dem entspricht, was die aktuellen technischen Regeln und die Spezifikationen der Fahrzeughersteller vorgeben.
Vom Prüfen und Messen
Die ersten Checks beginnen bereits während der Montage des Fahrgast-Innenraumes. Schon hier suchen Prüf- und Abnahmetechniker nach Fehlern, die im Fertigungsprozess durchaus entstehen können und decken Störungen von Komponenten auf, bevor es weiter in die nächste Prüfphase, das sogenannte „Elektrische Prüffeld“, geht.
In eben diesem „Elektrischen Prüffeld“ beginnt dann der Schlussspurt. Auch wenn die Drehgestelle noch nicht am Fahrzeug montiert sind, werden trotzdem alle Funktionalitäten auf Herz und Nieren überprüft – zwei Tage dauert dieser Prozess.
Endlich wieder Drehgestelle
Hat das Fahrzeug dieses Prozedere absolviert, wird es vom Prüfstand auf seine Drehgestelle abgesetzt. Nun ist die Drehgestell-Werkstatt am Zug. Ihr obliegt es, die mechanischen Komponenten wie Radsätze, Bremszylinder und weitere Anbauteile instand zu setzen und mit den Fahrmotoren zu komplettieren. In diesen wenigen Worten stecken technisch sehr anspruchsvolle Arbeitsschritte, allein die Aufarbeitung der Fahrmotore ist eine Wissenschaft für sich.
Kuppeln statt kleckern
Die Wagen werden im Anschluss mechanisch und elektrisch gekuppelt: Jetzt rollt das Fahrzeug und wird in die Abnahmehalle geschoben. Vermessen und genaues Wiegen auf einer Waage stehen dort auf dem Plan. Hierbei wird beispielsweise überprüft, ob sich das Fahrzeuggewicht gleichmäßig auf alle Räder verteilt. Eine gewissenhaft auszuführende Arbeit, denn sie stellt sicher, dass das Fahrzeug das Gleis nicht ungewollt verlässt.
Doch auch danach können die Wagen die Abnahmehalle noch nicht verlassen. Zunächst muss das Team noch zahlreiche Arbeiten an der Elektrik vornehmen, darunter die Verbindungen zum Drehgestell und die Wiederinbetriebnahme des Antriebssystems. Zudem stehen die Einstellungen der Videoanlage auf dem Programm.
Leiter Prüffeld / Abnahme bei der S-Bahn Berlin
Freigabe zur Probefahrt
Halt! Da fehlt natürlich – und das ist unbedingt zu nennen – die Arbeit der Mitarbeiter:innen von DB Service, die das Fahrzeug auf Hochglanz bringen. Gut sieht er aus, mit seinen blauen Polstern und den anthrazitfarbenen Windfangwänden.
„Wenn alle Nachweise erbracht sind“, erklärt Andreas Wieck, Leiter Prüffeld /Abnahme, „erhalten wir die Freigabe zur Probefahrt im Netz. Überprüft werden bei der großen Probefahrt unter anderem die Laufgüte und Funktionalitäten der Fahrgastinformationssysteme. Hat unser Fahrzeug den Parcours fehlerfrei absolviert, werden nochmals am Laufwerk einige Nachstellarbeiten ausgeführt. Dann sind die Arbeiten, die im Projekt Langlebigkeit anstehen, erledigt. Der Zug kann das Werk Schöneweide verlassen und den Fahrgästen mit seiner Zuverlässigkeit und dem neuen Outfit in den kommenden zehn Jahren Freude bereiten.“