Unternehmen

Ostkreuz im Praxistest

Der Kundenbeirat hat die Umsteigezeiten am Ostkreuz unter die Lupe genommen - mit interessanten Ergebnissen.

Himmel am Ringbahnsteig Ostkreuz
Malerische Bedingungen bei frostigen Temperaturen im Ringbahnbereich

Eisig pfeift der Wind an diesem späten Donnerstagnachmittag durch die hohen Hallen des Ostkreuzes. Es ist Rushhour und die Fahrgäste wimmeln zielstrebig durcheinander – alle sind in Bewegung. Eine kleine Gruppe von Menschen steht im oberen Ringbahnbereich im Kreis und sticht allein dadurch heraus, dass sie sich eben nicht bewegt. Es ist der Kundenbeirat der S-Bahn Berlin, der sich heute in der Arbeitsgemeinschaft „Fahrgastinfo“ zum Ortstermin trifft und die Köpfe zusammensteckt über die heutige Versuchsanordnung.

Harald Voß, stellvertretender Sprecher des Kundenbeirats, verteilt die vorbereiteten Testbögen und erläutert den genauen Ablauf der Aktion. Auf dem Prüfstand stehen die in allen gängigen Routenplanern vorgegebenen Zeiten zum Umsteigen an diesem vielfrequentierten Bahnknotenpunkt.

Wir wollen konkret überprüfen, ob die Umsteigezeiten realitätsnah sind. Ob die eingeplanten drei Minuten reichen für die Wege am Ostkreuz oder ob man eventuell doch länger braucht. Könnte knapp werden in dem Gewimmel.

Harald Voß stellvertretender Sprecher des Kundenbeirats
Gruppenbild Kundenbeirat
von links: Rico Todzi, Harald Voß, Wolfgang Wilkening, K. Peter Menslin, Michael Weinland, Vordergrund: Brit Beneke

Die Rahmenbedingungen des Praxistests wurden ganz gezielt von der AG Fahrgastinfo in vorbereitenden Sitzungen festgelegt. Der Feierabendkorridor als Zeitpunkt mit erhöhtem Kundenaufkommen, das Beachten aller möglichen Distanzen von unterschiedlichen Aus- und Einsteigepositionen am Zug und die abwechselnde Benutzung von Treppen, Rolltreppen und Aufzügen auf allen Ebenen des Ostkreuzes lauten die entscheidenden Kriterien. Kurz darauf kann es losgehen, und die Mitglieder des Kundenbeirats mischen sich mit Stoppuhren oder Smartphones ausgestattet unter die Fahrgäste.

Portrait Todzi Kundenbeirat
Rico Todzi im Gespräch mit Harald Voß

Dabei ist auch Rico Todzi, 38 Jahre alt und neuestes Mitglied des Kundenbeirats. Er ist auf einen Rollstuhl angewiesen und hat damit eine gesonderte Ausgangslage und eine besondere Perspektive auf die Thematik Umsteigezeiten. Seine Wege gestalten sich jeweils von der Spitze des ankommenden Zuges (im oberen Ringbahnbereich) zur Spitze des abfahrenden Zuges (im unteren Stadtbahnbereich) und logischerweise unter Zuhilfenahme der Aufzüge. Hier zeigt sich laut Wolfgang Wilkening, 69 Jahre alt und Sprecher des Kundenbeirats, ganz konkret eins der wichtigsten Anliegen des Kundenbeirats:

Wir wollen nicht im luftleeren Raum agieren, sondern so repräsentativ wie möglich alle Bevölkerungsgruppen und deren jeweilige Bedürfnisse in Bezug auf die S-Bahn widerspiegeln.

Wolfgang Wilkening Sprecher des Kundenbeirats
Stoppuhr am Ostkreuz
Umsteigezeiten auf dem Prüfstand

Am Ende zeigt sich Harald Voß, der Initiator der heutigen Aktion, ziemlich erstaunt, dass er mit seiner Annahme von den zu knapp bemessenen Umsteigezeiten so daneben lag. Wie sich herausstellte, konnten alle Züge in den maximal veranschlagten drei Minuten erreicht werden. Einziger Ausreißer – und das schmälert das sonst ungetrübte Lob dann doch noch etwas – sind die Wege, die per Aufzug zurückgelegt werden mussten.

Hier zeigt sich, die Wartezeiten bei höherem Fahrgastaufkommen schlagen negativ zu Buche und sind kaum unter vier Minuten zu machen. Ein weiterer Wermutstropfen, der ebenfalls Herrn Todzi im Rollstuhl auffiel: In zwei von drei Probedurchgängen hielt die Bahn nicht am angepeilten Haltepunkt. Sein Resümee:

Gerade für Menschen, die blind sind oder anderweitig eingeschränkt, ist das natürlich problematisch.

Rico Todzi Mitglied des Kundenbeirats

Summa summarum sprechen die Mitglieder des Kundenbeirats von einem erfolgreichen Praxistest mit widerlegter Hypothese und neugewonnenen Erkenntnissen. In dem anstehenden Bericht an den S-Bahn-Chef Peter Buchner werden sie diese jetzt zusammenfassen – auf der Basis einer langjährigen, vertrauensvollen Zusammenarbeit und ganz im Credo des Beirats „von den Kunden für die Kunden.“ Link

Portrait Wilkening Kundenbeirat
„Bin ich schon so viel Berliner, dass ich nur noch meckere oder bleibe ich auf dem Pfad des konstruktiven Kundendialogs?“ Wolfgang Wilkening, Sprecher des Kundenbeirats, entschied sich (glücklicherweise) für letzteres.
  •  25-köpfiges ehrenamtliches Gremium mit beratender Funktion
  • Repräsentativer Querschnitt der S-Bahn-Kundschaft
  • Alle 12 Bezirke Berlins durch Mitglieder vertreten
  • 4 Arbeitsgruppen (Fahrgastinformation, Sicherheit und Sauberkeit, Angebotsplanung und Anschlüsse, Tarife)
  • Vorbereitende Arbeitsgruppentreffen und Themendiskussionen
  • Vierteljährliche Treffen mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin Peter Buchner
  • Beschlussfassungen mit beratendem Charakter

Lernen Sie das Gremium noch besser kennen: Unser Kundenbeirat

Das könnte Sie auch interessieren

S-Bahn Welt

Im Einsatz für die Interessen der Fahrgäste

Neue Gesichter, alte Bekannte: Der neue S-Bahn-Kundenbeirat traf sich zur ersten Sitzung.

Unternehmen

Kundenbeirat jetzt komplett

Auf drei diskussionsfreudige Jahre! Der neue Kundenbeirat ist zu einem ersten Kennenlernen zusammengetroffen.

S-Bahn-Kundenbeirat

Aktiv für eine kundenfreundliche S-Bahn