Vor 20 Jahren: Berliner S-Bahn-Züge fahren wieder grenzenlos

Am 2. Juli 1990 erfolgte am Bahnhof Friedrichstraße der erste Lückenschluss

Die Symbolik des 2. Juli 1990 war groß: Mit der Freigabe der frisch wieder aufgebauten Gleise am Westkopf des Bahnhofs Friedrichstraße wurden die rund 30 Jahre von einander getrennten Teilnetze der Berliner S-Bahn wieder zusammengefügt. Damit war die Grundlage für die beeindruckende Renaissance eines Massenverkehrsmittels geschaffen, das die Menschen aus Ost und West wieder zusammenführen sollte. Acht Monate nach dem Fall der Mauer ermöglichten die rot-gelben Züge nun eine ungeahnte Mobilität für Berufspendler und Ausflügler, die im Individualverkehr noch längst nicht gegeben war.

Den politischen Umständen der Vergangenheit geschuldet, lagen in den achtziger Jahren nicht unerhebliche Teile der S-Bahn-Infrastruktur brach. Die Berliner S-Bahn konnte die seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gewachsenen Stärken ihres Netzes aufgrund der politischen Lage nicht mehr ausspielen. Die heute nicht mehr weg zu denkende Ringbahn ist ein beeindruckendes Beispiel dafür. Sie war stillgelegt.

Während im Ostteil der Stadt die Kapazitäten auf der Stadtbahn kaum ausreichten, die erforderlichen Zugfahrten zur Warschauer Straße, zum Alexanderplatz und zur Friedrichstraße zu verkraften, führten die S-Bahn-Strecken im Westen ein Schattendasein. Lediglich zwischen Frohnau und Wannsee, Anhalter Bahnhof und Lichtenrade, sowie zwischen Friedrichstraße und Wannsee fuhren die rot-gelben Züge. Auf allen anderen Strecken war der Betrieb eingestellt worden.

Die Bevölkerung nahm die S-Bahn immer als etwas Verbindendes wahr. Fahrzeuge, Geräusche und Bahnsteigarchitektur zeugten von einer gemeinsamen Vergangenheit und vermittelten zugleich eine diffuse Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Es könnte eine Erklärung dafür sein, dass das Verkehrsmittel im Verlauf der neunziger Jahre so schnell wieder seine ursprüngliche Bedeutung zurück erlangen konnte.

"Der damalige Beschluss des Deutschen Bundestages, die zum Zeitpunkt des Mauerbaus 1961 bestehenden S-Bahn-Strecken aus Bundesmitteln wieder aufzubauen, war eine weitsichtige Entscheidung", sagt Peter Buchner, Geschäftsführer der S-Bahn Berlin GmbH. "Darum werden wir jetzt alles tun, um die S-Bahn schnellstmöglich aus der Krise zu führen. Wir möchten wieder jene gute Leistung und Qualität anbieten, die die Berliner von ihrer S-Bahn erwarten."