S-Bahn-Geschäftsführung zieht verhalten positive Bilanz für das Jahr 2012

Wieder alle 15 S-Bahn-Linien in Betrieb • Expertenkreis prüft Einsatz von Altbauzügen über das Jahr 2017 hinaus

Die Geschäftsführung der S-Bahn Berlin hat für das Jahr 2012 eine verhalten positive Bilanz gezogen. Während das Jahresergebnis dem Unternehmen mit einem Minus von 7,1 Millionen Euro das vierte Jahr in Folge Verluste bescherte, zeigen die übrigen Geschäftszahlen einen erfreulichen Aufwärtstrend.

Peter Buchner, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin, erklärte: „Die Talsohle ist durchschritten. Die Erhöhung der Verkehrsleistung, die Steigerung der Fahrgastzahlen und die positive Entwicklung der Fahrgeldeinnahmen sind ein gutes Fundament, um wieder im Alltagsgeschäft bestehen zu können.“

Mit der Inbetriebnahme der Verstärkerlinie S85 am kommenden Montag sind wieder alle S-Bahn-Linien im Einsatz. Gemessen an der Zugleistung beträgt der Erfüllungsgrad damit 99,3 Prozent (in Berlin 99,2 Prozent, in Brandenburg 100 Prozent). Auf den 15 S-Bahn-Linien werden werktäglich 531 Viertelzüge eingesetzt. Weitere Viertelzüge werden mit Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg zum Einsatz kommen. Damit wird auch wieder die ursprünglich in der Berufsverkehrsspitze eingesetzte Zahl von 546 Viertelzügen erreicht.

S-Bahn Berlin auf Konsolidierungskurs

Die weiteren Geschäftszahlen des Jahres 2012 dokumentieren die Konsolidierung des Unternehmens: Die erbrachten Trassenkilometer wuchsen 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent auf 31,8 Mio. Kilometer. Die Personenkilometer (beförderte Personen mal Kilometer) erhöhten sich von 3.885 Mio. Kilometer 2008 um rund 5 Prozent auf 4.101 Mio. Kilometer. Die Zahl der Fahrgäste stieg von 383 Millionen beförderten Personen im Jahr 2011 auf 395 Millionen in 2012. Dies ist der höchste Wert seit Gründung der S-Bahn Berlin GmbH im Jahr 1995.

Der positive Trend bei den Einnahmen von Fahrgeldern und Bestellerentgelt setzte sich fort. Im Jahr 2012 betrug der Erlös aus Ticketverkäufen 339,4 Mio. Euro (Vorjahr: 334,5 Mio. Euro). Der Einbruch beim Bestellerentgelt konnte weiter zurück gefahren werden. Im Jahr 2012 erhielt das Unternehmen 229,0 Mio. Euro von den Ländern. Im Jahr zuvor waren es noch 214,1 Mio. Euro. Die Einnahmen aus dem Bestellerentgelt liegen damit aber noch immer unter dem Wert von 264,8 Mio. Euro im Jahr 2008.

Stabilisierung der Fahrzeugflotte weitgehend abgeschlossen

Die Ertüchtigung der S-Bahn-Fahrzeugflotte ist im Jahr 2012 erfolgreich vorangeschritten. Mit dem Abschluss der Umrüstung von Besandungsanlagen der Baureihe 480 im November und der fristgerechten Ausstattung aller Züge der Baureihe 481 mit achsselektivem Gleitschutz bis zum Dezember, sind die letzten Technikpakete abgearbeitet worden. Dennoch bleibt die Instandhaltung des derzeitigen Wagenparks anspruchsvoll. Die Deutsche Bahn und der Berliner Senat haben den bereits 2011 tätigen Kreis externer Experten erneut beauftragt, um Vorschläge zur weiteren Stabilisierung der Fahrzeugflotte zu entwickeln. Das Handlungsspektrum reicht dabei von der Ermittlung und Beseitigung von Hauptursachen, die die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit des S-Bahn-Betriebs negativ beeinflussen, über weitere Maßnahmen zur Ertüchtigung der Baureihe 485, bis hin zur Entwicklung von Einsatzszenarien für die Altbauzüge über das Jahr 2017 hinaus.

Als besonderen Vertrauensbeweis bewertete die S-Bahn Berlin die im Dezember 2012 erfolgte Verlängerung der Betriebsgenehmigung durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) um 15 Jahre. Aus Sicht der Aufsichtsbehörde wurden durch das Unternehmen alle Maßnahmen ergriffen, um einen sicheren Eisenbahnbetrieb und die dazu erforderliche Instandhaltung der Fahrzeuge zu gewährleisten.

Neue Verkehrs- und Informationssysteme

Die Ausrüstung der Berliner S-Bahnhöfe mit Fahrgastinformationsanlagen der neuesten Generation ist bis zum Herbst endgültig abgeschlossen. Auf 135 Stationen werden dann moderne LCD-Anzeiger installiert sein. 33 Stationen mit geringerem Zug- und Fahrgastaufkommen erhielten dynamische Schriftanzeiger. Die Anzeiger sind Teil des neuen Betriebs- und Informationssystems (BIS) für die S-Bahn Berlin. Zu diesem gehört auch die Ausstattung aller Bahnhöfe mit einer vollautomatischen „Voice over IP“-Beschallung, die für den Fahrgast relevante Informationen akustisch umsetzt. Die Investitionskosten von 36 Millionen Euro wurden durch den Eigentümer DB Station&Service bereit gestellt.

Im vierten Quartal dieses Jahres beginnt die Umstellung der örtlichen Zugabfertigung auf das neue Verfahren ZAT-FM, bei dem der Triebfahrzeugführer diese mit Hilfe eines Monitors im Führerstand selbst übernimmt. Die Bilder werden von vier Kameras entlang der Bahnsteigkante übertragen und ermöglichen die vollständige Beobachtung des Fahrgastwechsels und eine Beschleunigung der eigentlichen Zugabfertigung. Nachdem eine Vereinbarung zwischen Unternehmen und Betriebsrat über die Einführung des Verfahrens zunächst scheiterte, machte der Vorsitzende der Einigungsstelle im Mai den Weg zur Umsetzung frei. Es ist vorgesehen, das Verfahren ZAT-FM innerhalb von zwei Jahren auf insgesamt 80 der 166 S-Bahn-Stationen einzuführen. Dabei sind alle S-Bahnhöfe auf der Ringbahn mit einbezogen. Das neue System hat die Typzulassung durch das Eisenbahn-Bundesamt bereits im Februar erhalten.

Umfassendes Ausbildungspaket entspannt Personalsituation

Die Personalsituation bei der S-Bahn Berlin hat sich weiter stabilisiert. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 3.021 im Jahr 2011 auf 3.055 im Jahr 2012. Im Rahmen der vielschichtigen Veränderung technologischer Prozesse werden Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens für andere Arbeitsaufgaben qualifiziert. Örtliche Aufsichten bekommen mit der Einführung von ZAT-FM eine Umschulung zum Fahrdienstleiter oder Lokführer angeboten. Zudem findet der Einsatz als Stammaufsicht und mobile Aufsicht statt.

Besonderes Augenmerk legt das Unternehmen auf die weitere Verbesserung der Pünktlichkeit, deren verkehrsvertraglich vereinbarte Zielmarke von 96 Prozent im Jahr 2012 teilweise deutlich unterschritten wurde. Gründe dafür waren Fahrzeug- und Infrastrukturstörungen ebenso wie Notarzteinsätze und Kabeldiebstähle an Bahnanlagen. S-Bahn Berlin und DB Netz haben in den vergangenen Monaten erhebliche Kraft in gegensteuernde Maßnahmen investiert, so dass bereits im ersten Quartal 2013 wesentlich bessere Werte erreicht werden konnten. Während die kundenrelevante Pünktlichkeit im Jahr 2012 auf bis 90 Prozent fiel, lag sie von Januar bis April 2013 zwischen 93,6 und 97,1 Prozent.

Zugausfälle, die auf fehlendes Fahrpersonal zurückzuführen sind, gehören im Jahr 2013 der Vergangenheit an. Das Unternehmen steuerte mit zahlreichen Ausbildungslehrgängen für Triebfahrzeugführer gegen, um die Personallücke zu schließen. Im Jahr 2012 konnten bereits 100 neue Lokführer ihre Arbeit aufnehmen, weitere 100 folgen in diesem Jahr. Bis Mitte Mai 2013 konnten bereits 25 Kollegen ihre Ausbildung bei der S-Bahn Berlin erfolgreich abschließen.

S-Bahn Berlin geht gestärkt in den Wettbewerb

Für die weitere Entwicklung des Unternehmens zeigte sich S-Bahn-Chef Peter Buchner optimistisch: „Für das laufende Jahr wollen wir wieder ein positives Geschäftsergebnis erreichen. Dies ist umso wichtiger, da wir im Jahr der begonnenen Teilausschreibung ein verlässliches wirtschaftliches Fundament benötigen, mit dem wir im Wettbewerb bestehen können. Nach einem Verlust von 92,9 Mio. Euro im Jahr 2009, von minus 222,2 Mio. Euro in 2010, und einem Defizit von 41,6 Mio. Euro in 2011, gibt das jetzige Ergebnis von minus 7,1 Mio. Euro Anlass zu hoffen, dieses Ziel erreichen zu können.“