S-Bahn Berlin startet umfangreiches Achstauschprogramm

Unternehmen schafft Grundlagen für Zukunftsfähigkeit der Baureihe 481 • Neue Montagestraße ermöglicht Radsatztausch eines Halbzuges in 24 Stunden

Rund 50 Millionen Euro lässt sich die S-Bahn Berlin den Austausch aller 4.000 Radsätze der Baureihe 481 kosten. In den letzten Tagen begann der größte technologische Kraftakt in der Geschichte des Unternehmens. Bis zum Jahresende 2011 erhalten 1.000 Wagen der die Fahrzeugflotte der Berliner S-Bahn dominierenden Baureihe 481 komplett neue Räder und Achsen.

„Der Start des Tauschprogramms ist ein Lichtblick am Ende des Tunnels. Nach umfangreichem Zulassungsprozess und kräftezehrenden praktischen Vorarbeiten wird das Tauschprogramm jetzt mit Hochdruck umgesetzt“, erläutert Peter Buchner, Sprecher der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin. Das Unternehmen hatte sich zum Aufbau einer eigenen Montagestraße im Werk Schöneweide entschlossen, um den Tausch von 16 Radsätzen an einem Halbzug (vier Wagen) in nur 24 Stunden bewältigen zu können. Dazu investierte die S-Bahn Berlin 300.000 Euro in eine neue Hebebockanlage und den Ausbau des Spezialarbeitsstandes. In Abstimmung mit dem Hersteller der Radsätze wurde eine Logistikkette erstellt, die während der Laufzeit des Projekts eine zeitgenaue Anlieferung der Bauteile gewährleistet.

Jeder der neuen Radsätze wiegt cirka eine Tonne. Für die Achswellen muss aus Gewichts- und Platzgründen wieder der hochfeste Chrom-Nickel-Stahl verwendet werden, der enge Ultraschallfristen erfordert. Die insgesamt 8.000 neuen Räder zeichnen sich durch eine Verstärkung des Stegs (ähnlich einer Radfelge) von bisher 13 auf 18 Millimeter aus und sind damit wesentlich stabiler. Die alten Radsätze werden verschrottet.

Jürgen Konz, Geschäftsführer Produktion der S-Bahn Berlin, spricht von einem Meilenstein auf dem Weg der Krisenbewältigung seines Unternehmens: „Neue Achsen und Räder unter unseren Zügen erhöhen die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit für unsere Fahrgäste. Damit ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit der Baureihe 481 eingeschlagen.“

Die Fahrgäste der S-Bahn werden im Verlauf des zweiten Quartals 2011 von der technischen Stabilisierung profitieren, da die Untersuchungsintervalle der Radscheiben deutlich verlängert werden können. Weniger Standzeiten führen sukzessive zu einer höheren Fahrzeugverfügbarkeit.

Mit der Umsetzung des Achstauschprogramms hat die Geschäftsführung einen wichtigen Schritt im Restrukturierungsprozess der S-Bahn Berlin erreicht.

Die Neuorganisation der Fahrzeuginstandhaltung und der Aufbau eines zuverlässigen Qualitätssicherungssystems waren die Grundlage dafür. Dazu gehörten auch der Ausbau von Werkstattkapazitäten, die Wiedereröffnung des Standorts Friedrichsfelde und eine Aufstockung des Wartungspersonals.

Derzeit widmet sich das Unternehmen auch der Umrüstung aller Fahrzeuge der Baureihe 481 auf elektronische Füllstandskontrollen der Besandungsanlagen und entwickelt zusammen mit der Industrie eine Beheizung und Funktionskontrolle. Außerdem wird die Ausstattung der Fahrzeuge mit einem selektiven Gleitschutz zur Erhöhung der Bremsleistung vorbereitet. Parallel dazu werden die Fahrzeuge seit diesem Jahr mit der Fahrzeugtechnik für die neue elektronische Zugsicherung (ZBS) ausgerüstet. Alle Maßnahmen sollen die dauerhafte Zukunftsfähigkeit der Baureihe 481 gewährleisten.