S-Bahn Berlin mit neuem Fahrgastrekord

Über 400 Millionen Fahrgäste nutzten im Jahr 2013 die rot-gelben Züge • Wirtschaftliche Lage des DB-Tochterunternehmens hat sich stabilisiert

Die S-Bahn Berlin ist auf dem besten Wege, sich wieder als Rückgrat des Nahverkehrs in der Bundeshauptstadt zu etablieren. Mit 402 Millionen Fahrgästen beförderte das Verkehrsunternehmen im Jahr 2013 so viele Kunden wie nie zuvor. Bereits im Vorjahr waren die Zahlen in nur zwölf Monaten von 383 Millionen auf 395 Millionen gestiegen.

Nach vier Jahren wirtschaftlicher Verluste in Folge konnte das Unternehmen erstmals wieder schwarze Zahlen schreiben. Lag das Defizit für das Jahr 2012 noch bei einem Minus von 7,1 Millionen Euro, betrug der Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr 43 Millionen Euro.

Den höchsten Verlust mit einem Minus von 222,2 Millionen Euro machte das Unternehmen auf dem Höhepunkt der S-Bahn-Krise im Jahr 2010. Über die fünfzehnjährige Gesamtlaufzeit des Verkehrsvertrages, der im Jahr 2017 endet, wird die S-Bahn Berlin trotz einzelner wirtschaftlich erfolgreicher Jahre ihre Kapitalkosten nicht verdient haben. Die Verluste wurden durch den DB-Konzern ausgeglichen.

Positionierung für den Wettbewerb

Peter Buchner, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Bahn Berlin, der während der S-Bahn-Krise im Jahr 2009 an die Spitze des Unternehmens berufen wurde, erklärt:

„Nur eine wirtschaftlich gesunde S-Bahn hat auf dem harten Wettbewerbsmarkt im öffentlichen Personennahverkehr eine Chance. Mit umfangreichen Investitionen in die Fahrzeugflotte, die Instandhaltung und die fachlichen Qualifikationen unserer Mitarbeiter haben wir alle erforderlichen Schritte in diese Richtung getan. Jetzt gilt es, sich im laufenden Ausschreibungsverfahren gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Wir sind bereit dazu!“

Fahrtenangebot über Vorkrisenniveau gestiegen

Eine höhere Betriebsleistung als vor der Krise dokumentiert den erfolgreichen Erholungskurs des Unternehmens. Die Zahl der Trassenkilometer wuchs von 31,8 Millionen Kilometer auf 32,4 Millionen Kilometer. Mit einem erweiterten Angebot der Linie S75 auf der Stadtbahn, der Schaffung eines Zehn-Minuten-Takts auf der Linie S25 nach Teltow Stadt und der Wiedereinführung der Linie S85 zwischen Waidmannslust und Grünau ist die S-Bahn ein weiteres Stück attraktiver geworden. Das Bestellerentgelt erhöhte sich wegen geringerer Abzüge von 229 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 263,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Damit liegen die Bestellerentgelte aber immer noch unter dem Wert von 264,8 Millionen Euro im Jahr 2008.

Das wieder gewonnene Kundenvertrauen spiegelt sich auch in der Entwicklung der Abonnementszahlen. Diese erhöhten sich von rund 177.000 Verträgen im Jahr 2010 auf 186.000 im Jahr 2011, 191.000 in 2012 und erreichten 2013 die Zahl von 197.000. Im März 2014 begrüßte die S-Bahn Berlin ihren 200.000. Stammkunden. Die Fahrgelderlöse stiegen im Berichtsjahr auf 374,6 Millionen Euro (Vorjahr 339,4 Millionen). Diese erfreuliche Steigerung resultiert neben der erhöhten Nachfrage in erster Linie aus bilanziellen Effekten im Zusammenhang mit der nun geregelten Einnahmenaufteilung zwischen BVG und S-Bahn.

Jederzeit Bescheid wissen – die mobile Informationsoffensive

Die S-Bahn Berlin investierte weiter in neue und breit gefächerte Angebote der Fahrgastinformation. Mit der jüngst gestarteten kostenlosen S-Bahn-App für Smartphones stehen alle Daten, die bislang auf verschiedene Kommunikationswege verteilt waren, gebündelt auch auf einer einzigen Plattform zur Verfügung. Diese ergänzen das umfangreiche Internetangebot des Unternehmens (7,6 Millionen Klicks im Jahr 2013) und den S-Bahn-eigenen Twitterkanal, der bereits 17.000 Follower schnell und unkompliziert mit dem Wesentlichen versorgt.

Der konsequenten Einbindung neuer Medien ging die umfassende Ausrüstung der S-Bahnhöfe mit modernen LCD-Fahrzielanzeigern und einer automatischen „Voice-Over-IP“-Beschallung voraus, die gemeinsam mit DB Station&Service im vergangenen Jahr abgeschlossen werden konnte. Die S-Bahn Berlin bewegt sich bei der Fahrgastinformation im bundesweiten Vergleich mittlerweile auf höchstem Niveau.

Herausforderung Pünktlichkeit

Weiterhin Handlungsbedarf gibt es in der Entwicklung der Pünktlichkeit. Diese betrug nach der Systematik des Verkehrsvertrages 2013 im Jahresdurchschnitt 93,5 Prozent. Sie stieg damit im Vergleich zu 2012 zwar um 4,9 Prozent von zuvor 88,6 Prozent, jedoch wurde der verkehrsvertragliche Zielwert von 96 Prozent verfehlt. Die Ursachen lagen zum einen in Weichen-, Signal- und Fahrzeugstörungen. Zum anderen machten den Mitarbeitern der S-Bahn die Auswirkungen von Eingriffen Dritter in den Bahnbetrieb zunehmend zu schaffen. Das unbefugte Betreten von Gleisanlagen, der Versuch nach erfolgter Abfertigung noch ein- und auszusteigen und schlichte Fahrlässigkeit beim Umgang mit einfachsten Verhaltensregeln bei der Benutzung von Eisenbahnfahrzeugen führten mitunter zu stundenlangem Stillstand im S-Bahn-Netz. Mit einer umfassenden Öffentlichkeitarbeit, auch in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei, versucht das Unternehmen dieses Problem in der Bevölkerung zu thematisieren.

Maßnahmenpaket zur Personalgewinnung

Mit mehreren Maßnahmen zur Personalgewinnung stellt sich die S-Bahn Berlin auf den demografischen Wandel ein. Im Bereich der Triebfahrzeugführer konnten im Jahr 2013 letzte Lücken geschlossen werden. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 1.006 Lokführer. Zum Jahresende 2012 waren es noch 983. Zur planmäßigen Besetzung aller Schichten werden 984 Kolleginnen und Kollegen benötigt.

Im Bereich der Fahrdienstleiter sind die Kompensation zahlreicher altersbedingter Abgänge und die notwendige Entlastung der Mitarbeiter im elektronischen Stellwerk Halensee Auslöser für eine umfangreiche Ausbildungsinitiative. Zum Start im Jahr 2013 absolvierten 24 Anwärter die entsprechende Funktionsausbildung. Im laufenden und kommenden Jahr sind Schulungen für weitere 90 Teilnehmer vorgesehen.

Die S-Bahn Berlin beschäftigte zum Ende letzten Jahres 95 Auszubildende. Weitere 35 junge Menschen erhielten im Rahmen eines Schülerpraktikums Einblicke in das Unternehmen. Über die Initiative „Enter Technik – Das Technische Jahr für junge Frauen“ werden weiblichen Interessenten für Tätigkeiten in den S-Bahn-Werkstätten begeistert. Dazu gehören die Berufe Mechatroniker, Elektroniker, Industrieelektriker (mit Qualifikationsmöglichkeit zum Triebfahrzeugführer) und Eisenbahner im Betriebsdienst. Bewerben können sich interessierte junge Menschen unter www.deutschebahn.com/karriere.

Die Gesamtmitarbeiterzahl der S-Bahn Berlin stieg im Jahresvergleich 2012 zu 2013 von 3.055 auf 3.085. Die Zahl der Leiharbeitnehmer reduzierte sich von 269 auf 185. Dem Zuwachs von Lokführern und Fahrdienstleitern steht der zyklische Rückgang von Mitarbeitern in der Fahrzeuginstandhaltung gegenüber. Nach der planmäßig geringen Zahl von Revisionen an S-Bahn-Zügen im letzten Jahr steigen diese im laufenden Jahr wieder an. Dazu werden zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.

Qualitätssprung bei Fahrzeugflotte und -instandhaltung

Grundlage des zuverlässigen und sicheren S-Bahn-Betriebs ist und bleibt die Qualität der Fahrzeugflotte, die im Jahr 2013 ihre zunehmende Stabilität beweisen konnte. Diese gewährleisten die Hauptwerkstatt in Schöneweide und die fünf Standorte der betriebsnahen Instandhaltung in Grünau, Wannsee, Friedrichsfelde, Oranienburg und Erkner mit insgesamt 658 Mitarbeitern. Umfangreiche Investitionen in die Ertüchtigung und Modernisierung der Werke zahlen sich nunmehr aus.

Die Instandsetzung der 2011 wiedereröffneten Werkstatt Friedrichsfelde mit einem Investitionsvolumen von 15 Millionen Euro schreitet weiter voran und wird bis 2016 abgeschlossen. Weitere fünf Millionen Euro für die Neuerrichtung einer Außenwaschanlage wurden im vergangenen Jahr bereitgestellt. Die Projekte werden aus Eigenmitteln der S-Bahn Berlin finanziert.

Gute Nachrichten zum Weitereinsatz der S-Bahn-Altbaureihen 480 und 485 über das Laufzeitende des derzeitigen Verkehrsvertrages im Jahr 2017 hinaus kamen von einem gemeinsam mit dem Berliner Senat eingesetzten externen Kreis von Fahrzeugexperten. Danach ist der Weiterbetrieb möglich und bezahlbar. Dies ist für die den S-Bahn-Verkehr bestellenden Länder eine wichtige Alternative zu den Neufahrzeugen des künftigen Betreibers, die voraussichtlich noch nicht zur Verfügung stehen werden.

Die S-Bahn Berlin schnürt auf Basis des Expertenberichts derzeit ein Stabilisierungspaket, das bereits mit der Zulassungsbehörde abstimmt ist und den bestellenden Ländern als Grundlage für eine Übergangsvereinbarung zur Verfügung gestellt wird. Mit den erweiterten Werkstattkapazitäten und dem qualifizierten Instandhaltungspersonal kann die Umsetzung nach entsprechender Beauftragung bereits zum Jahresende begonnen werden.