S-Bahn Berlin legt Jahresbilanz 2010 vor

Negatives Geschäftsergebnis durch Umsatzausfälle und umfangreiche technische Überarbeitung der Fahrzeuge

Das Geschäftsjahr 2010 der S-Bahn Berlin war maßgeblich von der eingeschränkten Verfügbarkeit des Fahrzeugparks geprägt. Technische Unzulänglichkeiten an den Wagen und die umfangreiche Beseitigung sicherheitsrelevanter Defizite führten mehrfach zu Einschränkungen des Fahrplanangebots. Der im Vorjahr angeschobene Restrukturierungsprozess wurde unter Hochdruck fortgesetzt. Hohe Investitionen in neue technische Lösungen und erhebliche Umsatzrückgänge bescherten dem Unternehmen ein deutlich negatives Ergebnis.

Der Bilanzverlust im Berichtszeitraum betrug 222,2 Millionen Euro (92,9 Millionen Euro Verlust im Jahr 2009). Das Ergebnis wird im Rahmen des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags von der Muttergesellschaft DB Regio ausgeglichen. Dabei wurde bereits finanzielle Vorsorge für die Überarbeitung der Besandungsanlagen und Fahrmotoren der Baureihe 481 und die Reaktivierung der Baureihe 485 getroffen.

Die Wiedererteilung einer zunächst auf drei Jahre befristeten Betriebserlaubnis im Dezember 2010 war ein Vertrauenssignal des Eisenbahn-Bundesamtes in das ernsthafte Bemühen des Unternehmens, die technischen und organisatorischen Probleme abzuarbeiten. Mit dem Aufbau neuer Prozessstrukturen in der Instandhaltung und der Erarbeitung konkreter Maßnahmenpläne zur Ertüchtigung des Fahrzeugparks wurden wesentliche Grundlagen geschaffen.

Im Jahr 2010 begann der große Radsatztausch für alle 500 Viertelzüge der Baureihe 481. Bei der Baureihe 480 wurden alle Radscheiben der ersten von zwei Bauserien durch Neuanfertigungen ersetzt. Für die Baureihe 485 wurden neue Achsen und Radscheiben bestellt und teilweise eingebaut.

Insgesamt wendete das Unternehmen für die Instandhaltung der Fahrzeugflotte rund 120 Millionen Euro auf. Zur Bewältigung der zusätzlichen Herausforderungen im Instandhaltungsbereich wurden die Kapazitäten in Oranienburg, Friedrichsfelde und Erkner erweitert und das Werkstattpersonal an allen Standorten aufgestockt.

Zur dauerhaften Verstärkung der Fahrzeugflotte beauftragte die S-Bahn Berlin im Jahr 2010 die DB Werke Wittenberge und Dessau mit den technischen Arbeiten zur Reaktivierung von 20 Viertelzügen der Baureihe 485. Die Auslieferung begann im laufenden Jahr. Zusätzlich übernehmen diese beiden Werke in den Jahren 2010 und 2011 32 Revisionen, die die S-Bahn Berlin in diesen Jahren wegen der zahlreichen Zusatzarbeiten nicht selbst hätte abarbeiten können.

Wegen nicht erbrachter Betriebsleistungen musste die S-Bahn Berlin im Berichtsjahr erhebliche Kürzungen des Bestellerentgelts hinnehmen. In einem Nachtrag des Verkehrsvertrags vom Oktober 2010 wurden zudem höhere Strafzahlungen für Qualitätsmängel vereinbart, die rückwirkend für das Gesamtjahr Anwendung fanden. Dafür wurden über 60 Millionen Euro einbehalten.

Als Kompensationsleistung für die Fahrgäste gewährte die S-Bahn Berlin zum Jahresende zwei Monate Freifahrt für Abo- und Jahreskartennutzer. Käufer von Monatskarten erhielten eine Barerstattung oder eine Verlängerung der Gültigkeit um 14 Tage. Gelegenheitskunden konnten an acht Wochenenden einen Einzelfahrschein als Tageskarte nutzen. Diese Leistung verursachte einen Erlösausfall von 75 Millionen Euro.

Die Geste der „Entschuldigung“ wurde von der Bevölkerung weitgehend positiv aufgenommen und schlug sich entsprechend in der Treue zu den Verkehrsunternehmen nieder. Die Zahl der Abonnements stieg im Zeitraum von April bis Dezember 2010 um acht Prozent. Auch bei der BVG stiegen durch die von der S-Bahn Berlin finanzierten Entschuldigungsleistungen die Abos in dieser Größenordnung.