Fahrende Ausstellung auf der S-Bahn-Linie S9

“Für Juden verboten – jüdischer Alltag in Berlin”

Mit der jährlich stattfindenden Fahrenden Ausstellung in der Berliner S-Bahn am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, machen Jugendliche der Jugendgeschichts-werkstatt von Miphgasch/Begegnung e.V. zwischen 11 und 17 Uhr in der S-Bahn-Linie S9 auf die Diskriminierung von Juden zwischen 1933 und 1945 aufmerksam und möchten dazu anregen, die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wach zu halten.

In einem regulären S-Bahn-Zug werden Ausstellungstafeln gezeigt, die Jugendlichen lesen Texte und diskutieren mit den Fahrgästen, die übrigens ihr Wissen über den Nationalsozialismus in einem Quiz testen können.

Mit dabei sind auch wieder die Seniorinnen und Senioren vom Schöneberger „Theater der Erfah-rungen“, die gemeinsam mit den Jugendlichen Theaterszenen spielen, die die alltägliche Diskrimi-nierung von Juden in den 30er und 40er Jahren sowie die Geschichtsaufarbeitung heute themati-sieren und veranschaulichen.

„Das mit Auschwitz, das konnte man doch nicht wissen...“ Diesen Satz bekommt man oft zu hören, wenn es um die Verfolgung und Ermordung von Millionen europäischer Juden geht. Dies zu beurteilen ist für uns junge Menschen wohl kaum möglich. Manches spricht dafür, manches dagegen.

Aber eines liegt offensichtlich auf der Hand: Unrecht wurde diesen Menschen nicht erst und nicht nur in Auschwitz angetan. Dieses Unrecht begann viel früher und viel näher. Es begann bereits 1933 und auch hier, in unserer Stadt. Und es war für jedermann sichtbar: Schrittweise wurden Juden ausgegrenzt, wurden von ihren Arbeitsstellen verdrängt, aus Sportvereinen, aus öffentlichen Einrichtungen, aus Kinos, Theatern, Cafés.

Freundschaften mit Juden existierten kaum noch. Jüdische Familien wurden an den Rand des Existenzminimums gedrängt. Ihre Bewegungsfreiheit wurde stark eingeschränkt: Einkaufen nur zwischen 16 und 17 Uhr (das heißt, wenn es kaum noch etwas gibt, denn es war ja Krieg), nach 20 Uhr nicht mehr auf die Straße (im Sommer nach 21 Uhr), Parkanlagen nicht betreten und zentrale Hauptstraßen auch nicht.

Schließlich wurde auch die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel zunächst eingeschränkt, ab 1942 vollständig verboten. Ausnahmeregeln galten z. B. für Zwangsarbeiter, wenn sie länger als eine Stunde oder 7 km vom Arbeitsort entfernt wohnten und für Schüler, bei mehr als 5 km bzw. einer Stunde Schulweg.

Für die Akteure der „Fahrenden Ausstellung“ ist es inzwischen ein Muss geworden, am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, auf die von Deutschen begangenen Verbrechen aufmerksam zu machen. Dabei ist folgendes Zitat des Zeitzeugen Charles H. Guttmann ein wichtiges Motto für die Jugendlichen:

„Ihr als die Jugend Deutschlands seid in keiner Weise für das verantwortlich, was vor 60 Jahren passiert ist. Aber ihr seid für die Zukunft verantwortlich ... Man kann für die Zukunft nur verantwortlich sein, wenn man aus der Vergangenheit lernt wie man sich in der Gegenwart benimmt.“

Infos und Fahrplan unter: 0178/635 06 11 und www.miphgasch.de

Miphgasch/Begegnung e.V., Samariterstraße 27, 10247 Berlin, Tel.: 030/47 47 48 05