Das Ende einer S-Bahn Epoche naht

Endstation Königs Wusterhausen - Baureihe 477 fährt zum Schrottplatz

Der lang ersehnte Zeitsprung im Wagenpark der Berliner S-Bahn steht kurz bevor. Noch vor Jah-resende werden die allerletzten Vorkriegszüge vom Netz verschwunden sein. Mit einem über 1 Milliarde Euro umfassenden Fahrzeugbeschaffungsprogramm verjüngt die S-Bahn Berlin GmbH seit 1997 ihre Flotte. Bis Mitte nächsten Jahres werden insgesamt 1000 Wagen der hochmoder-nen Baureihe 481 im Einsatz sein. Diese ergänzen Züge der Baureihen 480 und 485, die im we-sentlichen Anfang der neunziger Jahre beschafft wurden.

Mit der Baureihe 477 verschwindet ein Fahrzeugtyp, der über viele Jahrzehnte zum vertrauten Bild gehörte. Als Olympia-, Bankier- und Peenemünder Züge in den dreißiger und vierziger Jahren in Dienst gestellt, wurden die Wagen Ende der siebziger Jahre von der S-Bahn-Hauptwerkstatt modernisiert und optisch wie technisch vereinheitlicht. Mit dem Fahrplanwechsel am 24. Februar wurden 24 Viertelzüge (ein Viertelzug entspricht 2 Wagen) entbehrlich. Derzeit werden noch 72 Viertelzüge benötigt, die aber in den kommenden Monaten kontinuierlich durch neues Wagen-material ersetzt werden. Letztes Einsatzgebiet der „Oldies“ ist die Linie S3 zwischen Ostbahnhof und Erkner.

Ein Mal pro Woche überführt die S-Bahn Berlin GmbH derzeit einen kompletten Zug von der Be-triebswerkstatt Erkner nach Königs Wuster-hausen, wo die Scholz Recycling GmbH die Wagen zerschneidet und zerlegt. Die Überreste werden der Altmetallverwertung zugeführt. Zuvor haben Techniker der S-Bahn für andere Fahrzeuge benötigte Ersatzteile entfernt. Zudem werden wei-tere Einrichtungsgegenstände, von der Türklinke, über Sitzbänke und Notbremsschalter, ausge-baut und kostenpflichtig an private Interessenten veräußert. Diese finden Verwendung in Gast-stätten, Partykellern, Gartenlauben und Hobbyräumen.

Bis Anfang nächsten Jahres werden seit 1995 insgesamt 374 Viertelzüge aus der Fahrzeugbe-schaffung der zwanziger und dreißiger Jahre ausgemustert worden sein. Der Großteil wurde bei Schrotthändlern nahe Nordhausen, in Espenhain und Königs Wusterhausen zerlegt. 68 Viertel-züge wurden an verschiedenste Interessengruppen in ganz Deutschland (und bis nach Zürich) veräußert bzw. verschenkt. Sie sind nunmehr in Verkehrsmuseen, bei Museumsbahnen, als Gast-stätten oder Jugendbegegnungsstätten zu finden. Selbst Autohäuser werben mit alten S-Bahn-Zügen als Blickfang.

Zum Jahresende wird die S-Bahn Berlin GmbH den altgedienten Zügen der Baureihe 477 einen würdigen Abschied bereiten. Die Berliner und Brandenburger werden rechtzeitig über die geplanten Veranstaltungen unterrichtet.

Ingo Priegnitz

Pressesprecher