Am Sonntag geht ein Stück Stadtgeschichte zuende:

Berlin feiert den Abschied seiner alten S-Bahn

S-Bahn-Chef Ruppert: „Wir haben ein wichtiges Sanierungsziel erreicht“

Am kommenden Sonntag, 2. November 2003, um 17.22 Uhr, geht eine Ära in der Fahrzeuggeschichte der Berliner S-Bahn unwiderruflich zu Ende. Mit der Ankunft von zwei Sonderzügen in Schöneweide verlassen die letzten Altbauzüge das Streckennetz. Nach bis zu 72 Jahren Einsatzzeit gehen damit die markanten Fahrzeuge, die seit den zwanziger Jahren das Gesicht der Berliner S-Bahn prägten, endgültig in den Ruhestand. Jeder Wagen umrundete durchschnittlich 150mal den Erdball und legte dabei rund 6 Millionen Kilometer zurück.

Nachdem die Berliner schon 1997 wehmütig von den sogenannten Stadt-bahnern mit den gemütlichen Holzsitzen Abschied nehmen mussten, verschwanden Mitte 2000 auch die kantigen Züge der Baureihe 476 vom Netz. Am Sonntag gehen mit den „Rundköpfen“ der Baureihe 477, die zwischen 1935 und 1944 angeschafft wurden, auch die letzten Veteranen den Weg alten Eisens. Für S-Bahn-Chef Günter Ruppert ist damit ein wichtiger Schritt in der Unternehmensentwicklung erreicht: „Wir sind mit unseren Fahrzeugen in der Zukunft angekommen! Nun gilt es, den Sanierungsprozess im Bereich der Infrastruktur zügig weiter voran zu treiben.“ Bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006 soll in der Grunderneuerung der S-Bahn ein weiteres Etappenziel erreicht sein.

Die letzte Rundreise im S-Bahn-Netz

In der Triebwagenhalle Erkner, der letzten Heimat der Altbauzüge, findet für Fahrgäste und Fans eine große Abschiedsparty statt, für die leider alle Eintrittskarten vergriffen sind. Die Fahrzeuge sind aber am Vormittag auch noch einmal auf weiten Teilen des S-Bahn-Netzes zu erleben. Sonderzüge der Baureihe 477 fahren von Oranienburg, Grünau, Pankow, Zoologischer Garten, Ahrensfelde, Wartenberg und Hoppegarten nach Erkner. Bei den meisten Touren ist eine Umrundung des S-Bahn-Rings inklusive. Diese Züge fahren über Routen, die nicht den normalen Linienwegen entsprechen. Daher sollten sich interessierte Fahrgäste unbedingt im Internet oder in der aktuellen Ausgabe der S-Bahn-Kundenzeitung „punkt 3“ vorab informieren. Es gelten die üblichen VBB-Fahrausweise. Auch auf der Linie S3 zwischen Erkner und Ostbahnhof sind stündlich 477er anzutreffen: Zwi-schen 11.23 Uhr und 15.23 Uhr ab Erkner und von 12.11 Uhr bis 15.11 Uhr ab Ostbahnhof.

Letzter Zug startet um 16.28 Uhr

Höhepunkt des Tages dürften die offiziellen Abschiedsfahrten am Nachmittag werden. Um 16.23 Uhr und 16.28 Uhr starten die letzten beiden Altbauzüge von Erkner zur Fahrt über Ostbahnhof nach Schöneweide (Ankunft: 17.20 Uhr und 17.22 Uhr). Fahrausweise zum Preis von 5 Euro (Kinder von 4 bis 13 Jahren 3 Euro) sind im Vorverkauf in den S-Bahn-Kundenzentren Zoologischer Garten, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Ostbahnhof erhältlich.

Damit ist die Ära der „alten“ Berliner S-Bahn zu Ende! Ab Montag, 3. November, sind ausschließlich Neubauzüge auf dem 327 Kilometer langen Netz der Berliner S-Bahn unterwegs. Das Durchschnittsalter der im Bestand befindlichen rund 1.450 Fahrzeuge beträgt aktuell 6 Jahre. Zum Vergleich: Im Jahr 1994 waren die S-Bahn-Wagen durchschnittlich 43 Jahre alt.

Ingo Priegnitz

Pressesprecher