Wenn Busse statt S-Bahnen fahren müssen
Diese Menschen organisieren unseren Ersatzverkehr. Ein Blick hinter die Kulissen.
Licht aus und Feierabend, das gibt es in der Leitstelle der DB SEV GmbH in Berlin-Wilmersdorf nicht. Die Arbeitsplätze dort sind an jedem Tag im Jahr und rund um die Uhr besetzt. Gearbeitet wird im Drei-Schicht-System, pro Schicht sind in der Regel sechs Mitarbeitende im Einsatz. Geschäftsführer Bernd Wölfel sagt es so:
Geschäftsführer der DB SEV GmbH
Wie wichtig es ist, dass beim Ersatzverkehr alles reibungslos funktioniert, wissen alle, die den öffentlichen Nahverkehr in Berlin und Brandenburg nutzen. Trotz Bauarbeiten sollen Fahrgäste zuverlässig an ihr Ziel gelangen – und genau da kommt dann der Ersatzverkehr mit Bussen ins Spiel.
Zu den größten Baumaßnahmen in Berlin zählt aktuell die Sperrung des Nord-Süd-S-Bahn-Tunnels. Seit dem 6. Januar fahren für die Linien S1, S2, S25 und S26 Busse statt S-Bahnen. Um Verspätungen zu minimieren, wurde der Ersatzverkehr auf zwei Linien verteilt. Im südlichen Abschnitt sind wegen einer höheren Nachfrage mehr Busse im Einsatz. Die Planung dafür hat bereits im Oktober 2022 begonnen.
wir bei der Zusammenarbeit mit der S-Bahn Berlin eine sehr gute Vorlaufzeit und können uns gut auf den Ersatzverkehr einstellen.
Geschäftsführer der DB SEV GmbH
Dennoch seien Baumaßnahmen wie diese immer eine Herausforderung – nicht nur für die Fahrgäste.
Die Planung für den Ersatzverkehr mit Bussen folgt dabei einigen Vorgaben. Zunächst wird das Bauvorhaben von der DB Netz AG an das betroffene Verkehrsunternehmen weitergegeben, im Fall des Nord-Süd-Tunnels also an die S-Bahn Berlin. Das Unternehmen hat dann im Februar 2022 erste Konzeptentwürfe für die Sperrung vorgelegt und weitere Abstimmungen mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) sowie DB Regio getroffen, um parallele Sperrungen zu vermeiden.
Ein komplexer Plan
Ihr finales Konzept für einen Fahrplan während der Bauarbeiten hat die S-Bahn Berlin schließlich im Oktober 2022 vorgelegt. Darin ist unter anderem berücksichtigt, dass der Verkehr auf der Stadtbahn sowie der Ringbahn uneingeschränkt weiterläuft. In diesem Konzept ist auch die Verlängerung der Linien S45 über Südkreuz und S46 über Westend hinaus nach Gesundbrunnen festgeschrieben.
In Abstimmung mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wurde von der S-Bahn Berlin außerdem ein Konzeptentwurf für die DB SEV GmbH entwickelt – mit Linienführung, Kapazitäten sowie Taktung der Busse.
Geschäftsführer der DB SEV GmbH
Bei diesem Ersatzverkehr mit Bussen kommen Fahrzeuge von 23 Busunternehmen zum Einsatz, unter anderem aus Berlin, Brandenburg, Leipzig, Hamburg, Hannover. Dafür, dass die Busse rollen, sorgen rund 120 Busfahrer:innen.
Geschäftsführer der DB SEV GmbH
Dank der engen Taktung der Busse liege die derzeitige Auslastung einzelner Fahrzeuge bei etwa 50 Prozent. Der Bedarf werde bereits im Vorfeld anhand der Fahrgastzahlen auf den betroffenen Linien berechnet.
Zum Start des Ersatzverkehrs mit Bussen kommt dann die Leitstelle ins Spiel. Sie überwacht die Busse telefonisch und elektronisch auf zwei großen Bildschirmen und mithilfe des sogenannten Rechnergesteuerten Betriebsleitsystems. Die Mitarbeitenden der Leitstelle reagieren beispielsweise auf Straßensperrungen und geben über das System allen Busfahrer: innen auf der Linie eine Umleitungsstrecke durch. Umgekehrt haben auch die Fahrer:innen die Möglichkeit, sich in der Leitstelle zu melden.
Geschäftsführer der DB SEV GmbH
Einige Aufgaben der Leitstelle
- Kontakt zu den Aufsichten an wichtigen Umsteigepunkten von der S-Bahn zum Ersatzverkehr
- Dienstantrittsmeldung überwachen
- Bewältigung von Ausfällen mit Reserven
- Auswertung der Fahrzeiten
- Lenkung des kompletten Verkehrs bei Störungen