Baumaßnahmen

Warum fährt da im Tunnel so lange nichts?

Eine Antwort auf diese Frage, die sich vermutlich viele Fahrgäste während der Bauarbeiten stellen, gab eine Begehung der kilometerlangen Baustelle

Christian Hoffmann führt durch den Tunnel
Christian Hoffmann führt durch den Tunnel

Züge rollen am späten Nachmittag des 12. Januar im Tunnel des Berliner Nordbahnhofs nicht. Dennoch wird es zugig werden. Christian Hoffmann, Baubetriebskoordinator und Notfallmanager bei DB Netz in Berlin, empfängt am Nordeingang des Bahnhofs einige Journalisten und Blogger, um ihnen die Bauarbeiten, die im Nord-Süd-Tunnel in der Zeit vom 11. bis 14. Januar laufen, vor Ort zu erklären. Bevor der Trupp sich auf den Weg in die Unterwelt der S-Bahn macht, erklärt Hoffmann: „Sicherheit hat hier oberste Priorität. Bitte legen Sie die Westen an und kommen Sie nur mit, wenn Sie festes Schuhwerk und Warnwesten tragen.“

Dann schreitet er voran, in den hell ausgeleuchteten S-Bahnhof hinein. „Der Luftzug, den Sie im Bahnhof und Tunnel spüren, erzeugen wir maschinell. Die sogenannte Bewetterung ist nötig, damit ständig Luft zirkuliert, denn bei verschiedenen Arbeiten werden Gase freigesetzt, die auf diese Weise abtransportiert werden“, sagt er.   

Bewetterungsanlagen im Einsatz
Bewetterungsanlagen im Einsatz
Schienenfahrzeug beladen mit Gasflaschen
Schienenfahrzeug beladen mit Gasflaschen

Zwei beeindruckend große Schienenfahrzeuge, beladen mit Gasflaschen, begrüßen die Gäste. Direkt daneben sind Bewetterungsmaschinen, die aussehen wie überdimensionierte Ventilatoren, und weiteres schweres Gerät zu erkennen, die keinen Zweifel lassen: Hier werden größere Arbeiten durchgeführt. Der Lärm, den die laufenden Gebläse verursachen, sorgt dafür, dass Hoffmann die Gruppe zügig in ruhigere Gefilde leitet. Er weist in den Tunnel vor sich, in dem, neben Neonlicht und roten Signallampen, bläuliches Licht stimmungsvoll schimmert. „Das Wichtigste zuerst: Das blaue Licht signalisiert Ihnen, wo ein Notausgang ist.“

Blaues Licht signalisiert den Notausgang
Blaues Licht signalisiert den Notausgang

Knappe 100 Meter hinter dem Bahnhof erläutert er, dass die Arbeiten gebündelt werden, um die Zeit der Sperrung effektiv zu nutzen. Hierfür sind im Vorfeld mit den involvierten Bereichen der Deutschen Bahn, wie DB Netz, DB Station &Services und der S-Bahn Berlin, weit im Voraus genaueste Planungen nötig. Das Ergebnis dieser Planungen ist ein Zeitplan: Er ist die Grundlage der Bauarbeiten.  Bei dieser Baustelle, die von S-Bahnhof Yorckstraße bis S-Bahnhof Gesundbrunnen reicht, nimmt jedoch bereits der Aufbau und die Inbetriebnahme der Bewetterungsmaschinen jeweils sechs Stunden in Anspruch und macht den Zeitplan noch anspruchsvoller als er es ohnehin schon ist.

Wenige Schritte weiter sind erste Baugerüste zu erkennen, hier laufen gerade Schleifarbeiten. Funkenregen sprüht durch die Luft, während ein Bauarbeiter in Schutzkleidung einem Deckenträger zu Leibe rückt.

Während der Sperrung des Bahnhofs werden unterschiedliche Arbeiten durchgeführt. Wir müssen sowohl zeitlich als auch auf die Strecke gesehen, genau takten, welche Geräte wann und wo im Einsatz sind.

Christian Hoffmann Baubetriebskoordinator/DB Netz

Zu den Arbeiten im Nord-Süd-Tunnel gehört beispielsweise die Säuberung der Gleisabschnitte, um den Brandschutzbestimmungen Folge zu leisten. Jeder Papierschnipsel, jeder Pappbecher und sonstiger Müll wird per Hand aus dem steinigen Gleisbett gesammelt. Das Reinigungsteam hat ganze Arbeit geleistet. Außer staubbedecktem Schotter ist auf dem Boden nichts weiter zu finden.

Parallel zur Gleisbettreinigung erfolgen die Schleifarbeiten, mit denen die Gleise wieder auf Vordermann gebracht werden. Schienenstränge, denen der Zahn der Zeit zugesetzt hat, werden hierbei gleich mit ausgetauscht. Dafür werden wiederum spezielle Fahrzeuge benötigt, mit denen die schweren Gleisteile und Schweißgeräte in den Tunneln überhaupt zum Einsatzort transportiert werden können.

Schienenfahrzeug beladen mit Arbeitsgeräten
Schienenfahrzeug beladen mit Arbeitsgeräten

Zusätzlich wird die Sperrung für Wartungen und Inspektionen genutzt, es wird beispielsweise kontrolliert, ob es Stellen gibt, an denen sich Wasser gesammelt hat und ob Zu- und Ableitungen in einem ordnungsgemäßen Zustand sind. Gegebenenfalls müssen dann hier noch kurzfristig ergänzende Arbeiten eingeplant werden. Bei der Sperrung in diesem Jahr werden zudem Leitungen gelegt, um die Kommunikationsmöglichkeiten im Digitalfunk zu verbessern.

„Aber nicht nur die einzelnen Baugewerke nutzen die Zeit der Sperrung“, sagt Hoffmann als die Truppe den Bahnhof wieder erreicht. „Auch die S-Bahner nutzen die Sperrung, um Sicherheitsbegehungen und Einweisungen in den Tunneln durchzuführen. Wie gesagt: Sicherheit hat oberste Priorität, auf vielfältige Weise!“

Der Blick in den Tunnel hat es ans Licht gebracht. Hier arbeiten während der Sperrung viele Bereiche mit genauen Zeitvorgaben. Das dies auch eine organisatorische Meisterleistung ist, lässt Hoffmann auch erahnen und schließt mit den Worten: „Die Planungen für die nächsten Arbeiten im Nord-Süd-Tunnel für 2020 beginnen schon im Februar.“