Baumaßnahmen

Neue Gleise für den Nord-Süd-Tunnel

Alle Jahre wieder kommt es zu Sperrungen an Wochenenden im Januar. Wir erklären warum.

Ungewohnte Idylle: Der gesperrte Nord-Süd-Tunnel vom Anhalter Bahnhof in Richtung Yorckstraße
Ungewohnte Idylle: Der gesperrte Nord-Süd-Tunnel vom Anhalter Bahnhof in Richtung Yorckstraße.

Er ist Berlins Top-Tunnel und verbindet bereits seit 1939 unterirdisch den Süden und Norden der Hauptstadt. Heute fahren werktags bis zu 780 Züge der S-Bahn durch den Untergrund, bis zu 42 pro Stunde im Berufsverkehr. Da jede Unterbrechung des Verkehrs weitreichende Folgen für die Linien S1, S2, S25 und S26 hat, kommt es im Nord-Süd-Tunnel jährlich zu einer konzertierten Aktion an den beiden ersten Wochenenden im Januar.

Ein Arbeiter kürzt die neue Schiene minimal ein, damit sie genau mittig im Schwellenlager endet und dort später verschweißt werden kann.

Baubetriebskoordinator Christian Hoffmann von DB Netz ist der Mann mit dem Tunnel(durch)blick, er betreut bereits die zehnte Tunnelsperrung. „Wir beginnen mit der Planung der Aufgaben schon im Februar. Meist kommt allerdings kurz vor knapp noch etwas dazu“, so Christian Hoffmann.

Dieses Jahr sind es um die 25 Erneuerungs- und Instandhaltungsmaßnahmen, die die verschiedenen Gewerke ausführen und deren Ablauf Hoffmann genau geplant hat. Unter anderem stehen Gleis- und Weichenerneuerungen sowie Reinigungsarbeiten an. Außerdem werden auch die Schienen im Tunnel geschliffen, um den Lärm beim Befahren der engen Bögen im Sommer zu reduzieren. Deren scharfe Kurven sind eine Berliner Besonderheit, deren akustische Auswirkungen unüberhörbar sind.

Zweiwegebagger bringen die neuen Schienen in Position und lösen die alten.

In diesem Jahr wechseln Gleisbauer darüber hinaus 4.620 Meter Schiene, beziehungsweise 2.310 Meter Streckengleis aus. Das wird je nach Belastung alle 15 bis 25 Jahre nötig. Dafür sind zwei Zweiwegebagger im Einsatz. Sie heben die alten 60 Meter langen Schienen beiseite und die neuen in die richtige Position. Davor und dahinter lösen, beziehungsweise befestigen die Arbeiter die Schienen mit den „Kleineisen“ an den Holzschwellen.

Eine von elf Turbinen, die 40 Kubikmeter Luft pro Sekunde in die Tunnel blasen.

Damit alle im Tunnel gesund und munter bleiben, sorgen elf Turbinen für die sogenannte Bewetterung des Tunnels: Ohne die übliche Bewegung im Tunnel könnte die Konzentration unter anderem von Kohlendioxid und Stickstoffdioxid gefährlich ansteigen. Neben sieben Messpunkten, die bei Überschreitung der Grenzwerte Alarm schlagen, trägt Hoffmann ein Gerät, das die Konzentration der Gase in der Luft misst.

Hoffmanns Fazit am zweiten Wochenende der Sperrung? „Wir liegen gut im Plan, morgen werden die Schienen verschweißt und die letzten kleinen Arbeiten in den Bahnhöfen abgeschlossen.“ In wenigen Wochen gehen er und sein Team dann schon in die Planung fürs nächste Jahr. Denn die nächste Sperrung kommt bestimmt.