S-Bahn Welt

Gelungene Integration dank Chance Plus

Das Programm ebnete Feivel Zotter den Weg zur Ausbildung bei der S-Bahn.

Feivel Zotter am Eingang zur Ausbildungswerkstatt von DB Training in Johannisthal
Feivel Zotter am Eingang zur Ausbildungswerkstatt von DB Training in Johannisthal

Das Ausbildungsprogramm „Chance Plus“ der S-Bahn Berlin unterstützt bei der Entwicklung beruflicher Perspektiven. Gezielte Schulungen und eine praxisorientierte Ausbildung helfen Menschen, die Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden, bei der Integration ins Unternehmen.

Einer dieser Auszubildenden ist Feivel Zotter, 22 Jahre alt. Er hat einen mittleren Schulabschluss, ist am Ostkreuz aufgewachsen und in Schulzendorf zur Schule gegangen, hat im betreuten Wohnen gewohnt und lebt jetzt in Johannisthal. Seit September 2023 ist er Azubi bei der S-Bahn Berlin. Begonnen hat alles mit einer Maßnahme des Arbeitsamtes, die ihn zu Chance Plus brachte. „Ich bin leider nicht so gut im Schreiben von Bewerbungen, daher hatte es vorher mit Einladungen zu Vorstellungsgesprächen nicht geklappt“, erklärt Zotter offen. Für ihn ist es von großem Wert, dass das Programm der S-Bahn auf derartige Einstiegshürden Rücksicht nimmt und ihm damit eine echte Chance bietet.

Zotter begeistert sich vor allem für Mathematik und Elektrotechnik. Er begann mit der dualen Ausbildung zum Industrieelektriker mit Fortbildung zum Triebfahrzeugführer, hat sich bei der S-Bahn Berlin gleich gut aufgehoben gefühlt.

Ich fand es super, dass man grundlegende physikalische Dinge gelehrt bekommt. Inhaltlich ist es mitunter anstrengend, aber immer spannend. Ich kämpfe mich durch.
Feivel Zotter Azubi bei der S-Bahn Berlin
Feivel Zotter im Pausenraum der Ausbildungswerkstatt auf ausgebauten Sitzbänken der Baureihe 485
Feivel Zotter im Pausenraum der Ausbildungswerkstatt auf ausgebauten Sitzbänken der Baureihe 485

Auch die Einführung in die Praxis ist ein wesentlicher Bestandteil im ersten Ausbildungsjahr. Zotter war überrascht, welche wichtige Rolle in den S-Bahn Werken noch immer die Handarbeit spielt.

Bereits als Kind wollte Zotter Lokführer werden, daher war es ein ziemlicher Schock, dass er die Tauglichkeit zum Tf nicht bescheinigt bekam. Zum Glück war sein Weg dank des dualen Ausbildungsansatzes nicht zu Ende: Im September 2025 wechselte er zur Ausbildung als Elektroniker für Betriebstechnik (EBT).

Die Ausbildung zum Elektriker hat mir immer Spaß gemacht, daher passt auch der EBT zu mir. Darauf konzentriere ich mich jetzt. Ich kann danach im S-Bahn Werk als Fahrzeuginstandhalter eingesetzt werden, mein Umfeld verändert sich durch den Wechsel nicht.
Feivel Zotter Azubi bei der S-Bahn Berlin

Was auffällt, ist Zotters Liebe zum Lernen. Mathematik macht ihm besonders Spaß, vor allem „Logikgatter“ interessieren ihn. Das sind elektronische Bauteile, die ein oder mehrere Signale bekommen und nach einer bestimmten Regel ein Ergebnis ausgeben: 0 oder 1 bzw. aus oder an.

Lieblingsort Sattlerei

Seine Ausbildung geht noch bis März 2027. Gefragt, wo er bei der S-Bahn Berlin später gern arbeiten würde, sagt er:

Ich wäre gern Facharbeiter im S-Bahn Werk Schöneweide, weil ich die Bereiche dort bereits gut kenne, unter anderem die Ventilwerkstatt, Juniorwerkstatt, Fahrzeugmechanik, Türenwerkstatt, Sattlerei und Anlageninstandhaltung. Vor allem die Arbeit in der Sattlerei hat mir gefallen, aber im Grund habe ich in jedem Bereich Spaß.
Feivel Zotter Azubi bei der S-Bahn Berlin

Neben seiner Ausbildung ist er seit einem Jahr in der Auszubildendenvertretung aktiv. Für ihn ist klar: Chance Plus war seine Möglichkeit, bei der S-Bahn Berlin starten zu können. Und für das Unternehmen sind so engagierte und motivierte Auszubildende wie Zotter ein großer Gewinn.

Können Sie bitte etwas zur Historie von Chance Plus sagen?

Michael Hallmann: Das zehn Monate andauernde und auf eine Berufsausbildung vorbereitende Chance-Plus-Programm startete 2015 und bereitet seitdem Jugendliche auf eine Berufsausbildung vor. Anlass waren die Geflüchteten, die nach Berlin kamen. In den ersten beiden Jahren waren es jeweils zwölf Teilnehmende pro Jahr, ab 2017 jeweils sechs. Später verlagerte sich der Schwerpunkt auf Jugendliche mit Lernschwierigkeiten oder auf Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen, die im Heim oder im betreuten Wohnen großwurden, ohne den bestärkenden Einfluss eines Elternhauses.

Wie gehen Sie im Unternehmen mit dem besonderen Hintergrund der Jugendlichen um?

Michael Hallmann: Für die Auszubildenden ist ein geregelter Tagesablauf wichtig, eine Struktur. Sie lernen, mit konkreten Aufgaben und Aufträgen umzugehen und bauen soziale Kontakte auf. Wir unterstützen sie beim Lernen, unsere Betreuung durch Azubildendenfachkoordinator:innen, Fachvermittler:innen und Lernbegleiter:innen ist engmaschig, was am Ende den Erfolg bringt. Ein Sozialpädagoge unterstützt ebenfalls, zum Beispiel bei der Bearbeitung von Wohngeldanträgen.

Michael Hallmann im S-Bahn-Werk Berlin Schöneweide
Michael Hallmann im S-Bahn-Werk Berlin Schöneweide

Was gibt es über die Erfolgsquote allgemein und für 2025 zu sagen?

Michael Hallmann: Diese ist sehr gut. 90 Prozent der Chance-Plus-Teilnehmenden haben das Programm bestanden und eine Ausbildung begonnen, wobei der überwiegende Teil von der S-Bahn Berlin übernommen wurde oder in anderen Unternehmensbereichen wie InfraGo oder im Bahnhofsmanagement gestartet ist. Vor allem im Bahnhofsmanagement sind viele frühere Geflüchtete tätig, aber auch bei der Fahrzeuginstandhaltung oder als Triebfahrzeugführende. Aktuell, also im Jahr 2025, sind alle sechs Teilnehmenden in eine Berufsausbildung gekommen. Vier von ihnen haben im September 2025 ihre Ausbildung zum/zur Industrieelektriker:innen bei der S Bahn begonnen, einer startet bei der Polizei und ein anderer ist zur Bahngruppe gegangen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Chance Plus?

Michael Hallmann: Eine Ausbildung ist die Grundlage für Beschäftigung und Weiterentwicklung. Eine umfassendere Wertschätzung und Unterstützung solcher Programme wäre wünschenswert, sie sind einerseits eine Quelle der Rekrutierung und andererseits Anreiz für Jugendliche, selbständig ihren Weg zu gehen. Der Fokus muss auf der Ausbildung liegen, auch weil die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen werden. Und da die meisten der Auszubildenden später bei der S-Bahn Berlin bleiben, investieren wir mit solchen Programmen in die Zukunft des Unternehmens.

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