Ausbildung

Fahrdienstleiter gesucht!

Per Mausklick den Betrieb regeln: Die Betriebszentrale der S-Bahn sucht neue Mitarbeiter.

S-Bahnhof Bornholmer Straße mit Fernsehturm im Hintergrund
Ohne Fahrdienstleiter läuft hier nichts: der S-Bahnhof Bornholmer Straße

Ein Blick aus dem Stellwerk über die Gleise – ist der Fahrweg frei? – dann per Hebel das Signal auf Fahrt stellen. So begann die Steuerung des Eisenbahnbetriebs vor mehr als 100 Jahren. Heute – in Zeiten der Digitalisierung – schaut der Fahrdienstleiter nicht mehr hinaus aufs Gleis, sondern auf viele Bildschirme. Deshalb muss er auch nicht mehr in unmittelbarer Nähe der Streckenabschnitte sein, für die er die Weichen und Signale per Mausklick stellt.

Zwei Drittel des Berliner S-Bahnnetzes steuern Fahrdienstleiter bereits von der Betriebszentrale S-Bahn Berlin der DB Netz in Halensee aus, bis 2025 wird es das gesamte Netz sein. Dazu werden die Strecken mit Elektronischen Stellwerken (ESTW) ausgerüstet, und das Zugbeeinflussungssystem Berliner S-Bahn (ZBS) löst die alte mechanische Fahrsperre ab. Die Modernisierung mit ZBS läuft seit 2011, ESTW werden seit 1993 im Berliner S-Bahnnetz installiert.

⠀Der Bedarf ist groß. Zwar kommen die Kollegen aus den Stellwerken in der Fläche dann zu uns nach Halensee, aber wir verlieren auch immer wieder Mitarbeiter, weil sie in den Ruhestand gehen, sich beruflich verändern oder wegziehen. Deshalb haben wir alleine für 2020 48 Ausbildungsplätze für Quereinsteiger geschaffen.⠀

Jens Hebbe Leiter der Betriebszentrale S-Bahn Berlin

Als nächstes ist Mitte November das ESTW Biesdorfer Kreuz dran, für das gerade umfangreiche Modernisierungsarbeiten rund ums Biesdorfer Kreuz stattfinden. Deshalb gibt es immer mehr Fahrdienstleiter-Arbeitsplätze in der Betriebszentrale zu besetzen - so viele, dass DB Netz schon seit einiger Zeit mit einer besonderen Quereinsteiger-Kampagne für den zukunftssicheren Beruf wirbt.

Karriere machen!

Über die verschiedenen Wege zum Fahrdienstleiter informiert das Karriereportal der Deutschen Bahn.

Die elektronischen Stellwerke im Berliner S-Bahn-Netz werden allesamt aus der Betriebszentrale DB Netz S-Bahn Berlin gesteuert. Das Team, bestehend aus einem Netzkoordinator, Bereichsdisponenten und einer Notfallleitstelle, überwacht und disponiert die Züge. Die Fahrdienstleiter stellen die ferngesteuerten Weichen und Signale und lotsen damit die S-Bahnen auf ihrem jeweiligen Fahrweg entlang. Die elektromechanischen Stellwerke und Gleisbildstellwerke sind im Netz verteilt, sie kümmern sich um die Netzbereiche, die noch nicht von den Elektronischen Stellwerken bedient werden können.

Fabian Kielczynski an seinem Arbeitsplatz
Fabian Kielczynski an seinem Arbeitsplatz

Wie sind sie auf den Beruf des Fahrdienstleiters gekommen?

Fabian Kielczynski: Ich habe zuvor in Greifswald Geographie studiert und bin wegen einer ungünstigen Fächerkombination nicht richtig zum Abschluss gekommen, als werdender Vater musste dann auch endlich mal etwas Handfestes her. Also habe ich mich daran erinnert, dass ich als Kind schon sehr am System Eisenbahn interessiert war, natürlich habe ich mit Modellbahnen gespielt und auch später an der Uni habe ich zum Beispiel als Hilfskraft für meinen Professor vergleichende Untersuchungen an Fahrwegen gemacht. Mit der Ausbildung habe ich sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht.

Was reizt sie an dieser Arbeit?

Fabian Kielczynski: Es ist eine sehr spannende Mischung. Die Herausforderung reizt mich. Es passiert ständig etwas Neues, darauf müssen wir reagieren und dafür sorgen, dass alles möglichst schnell wieder planmäßig läuft: Die Situation abschätzen und auf der Basis des Regelwerks dann koordinieren und disponieren. Wenn dann alles wieder klappt, freut mich das. Ich finde es einfach toll, Teil dieses ganzen Systems zu sein und einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Man kann die Stadt ja mit einem Organismus vergleichen und die Verkehrswege sind die Adern zur Versorgung. Wir tragen unseren Teil dazu bei, dass das funktioniert, das gefällt mir sehr und anhand des Verkehrs den Takt der Stadt zu beobachten: Wie sie morgens aufwacht und das Leben beginnt und dann nachts wieder ruhiger wird, das finde ich als gebürtiger Berliner, der schon immer mit der S-Bahn gefahren ist, sehr faszinierend.

Welche Eigenschaften braucht man als Fahrdienstleiter?

Fabian Kielczynski: Verantwortungsbewusstsein. Wir kümmern uns darum, dass die S-Bahn sicher fährt. Da geht es nicht nur um materielle Dinge, man ist vor allem verantwortlich für all die Menschen, die in den Zügen unterwegs sind. Soziale Kompetenz ist gefragt, ich kommuniziere täglich mit sehr vielen unterschiedlichen Leuten: Triebfahrzeugführer, Bauarbeiter, Notfalldienste. Man muss sich auf alle Charaktere einstellen und gut mit ihnen zurechtkommen. Und die Bereitschaft, sich in das komplexe Regelwerk einzuarbeiten, braucht man auch. Ich wusste zwar ungefähr, was ein Fahrdienstleiter macht, aber was da alles dahintersteckt und wie viel da dran hängt, habe ich erst in der Ausbildung erfahren, die schon sehr anspruchsvoll ist. Das hat mir ganz neue Einblicke gegeben.