Bahnanlagen sind kein Abenteuerspielplatz
Andreas Kempcke ist Fachreferent für Prävention bei DB Sicherheit. Im Interview erläutert er unterschätzte Gefahren im Bahnverkehr und wie man Kinder und Jugendliche sensibilisieren kann.
In Berlin und Brandenburg stehen die Sommerferien an, traditionell warnen Bundespolizei und Deutsche Bahn dann „Bahnanlagen sind kein Abenteuerspielplatz“: Gibt es in den Ferien denn mehr Probleme und Unfälle als sonst?
Andreas Kempcke: Tatsächlich haben wir durchgängig mehr Kinder und Jugendliche am und im Gleis. Seit Corona ist das so. In den Sommerferien sind es doch mehr Kinder, die meistens Wege abkürzen, zum Beispiel auf dem Weg zu Badeanstalten. Weil da auch mehr Zeit ist, wenn Schule ist, sind die Kinder ja anders beschäftigt. Aber das nimmt sich leider nicht mehr so viel.
Ist den Kindern nicht bewusst, wo die Gefahren lauern?
Andreas Kempcke: Vielen ist gar nicht bekannt, wie gefährlich unsere Bahnen sein können. Wir haben unwahrscheinliche Geschwindigkeiten und Gewichte, die zusammenwirken. Kinder und auch Erwachsene unterschätzen stark, was passieren kann. Zum Beispiel, dass Hindernisse, die ins Gleis gelegt werden, einen Zug zum Entgleisen bringen, oder Steine, die man auf Züge wirft, als Geschosse zurückkommen und schwerste Verletzungen verursachen können.
Beim Bahnstrom ist es ähnlich, viele wissen nicht, wie viel Strom dort läuft, dass wir in den Oberleitungen 15.000 Volt haben. Auch an der Stromschiene kann etwas passieren, bei den Spannungsleistungen im Netz drohen tödliche Verletzungen. Diese Gefahr ist eben nicht mit unseren Sinnen wahrnehmbar und wenn man ihr zu nahekommt, ist es meistens schon zu spät.
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Aufklärung tut also Not. Wo kann man sich informieren, wie kann man Kinder und Jugendliche sensibilisieren?
Andreas Kempcke: Ich empfehle unsere Webseite zur Unfallprävention – da sind Zeitschriften, Kinderseiten wie der Kleine ICE und Olis Chance, Videos und Materialien – extra aufbereitet für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Altersgruppen – zu finden. Dort können Eltern und Lehrkräfte sich bedienen und man kann uns als Präventionsteam auch für Unterrichte anfragen.
Das Thema sollte dringend regelmäßig angesprochen werden. Genauso wie der Schulweg im Straßenverkehr von den Schulen unterstützt wird, sollte auch die Frage „Wie verhalte ich mich im Bahnverkehr und worauf muss ich achten?“ eine Rolle spielen. Gerade im Ballungsraum Berlin sind viele Schüler:innen mit der S-Bahn und Regionalzügen unterwegs, trotzdem wissen sie oft nicht einmal, dass es eine Hausordnung für Bahnhöfe gibt und was da drin steht.
Dass man sich die Schnürsenkel zubinden soll, nicht weil wir das schön finden, sondern weil man sich schwer verletzen kann, wenn der Schnürsenkel in die Rolltreppe gezogen wird. Dass Luftballons auf dem Bahnsteig verboten sind, weil sie eine große Gefahr darstellen können. Es gibt so viele Kleinigkeiten, die man beachten muss. Solche Dinge muss man den Kindern beibringen. Es wäre schön, wenn das auf allen Ebenen – von Eltern, Großeltern, Pädagog:innen – immer wieder angesprochen wird.
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Zum Abschluss – was ist Ihr wichtigster Hinweis in Sachen Sicherheit?
Andreas Kempcke: Erst nachdenken, dann handeln. Ein Grundsatz, der fürs ganze Leben gilt. Das gebe ich auch gerne den Schüler:innen in unseren Workshops mit. Zu überlegen, was die Folgen des eigenen Handelns sein können, das haben wir als Erwachsene irgendwann hoffentlich gelernt, die Kinder müssen das noch verinnerlichen und das müssen wir ihnen auf dem Weg mitgeben.
There IS glory is prevention!
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