Fahren | Sicherheit

Staatsbesuch – was nun?

Warum spontane Sperrungen und Ausfälle bei einem Staatsbesuch nicht zu vermeiden sind. Ein Blick hinter die Kulissen.

Tobias Mertens ist Chef der integrierten Leitstelle und erklärt, wie sein Team und er die Herausforderungen meistert, die ein Staatsbesuch für den S-Bahnverkehr mit sich bringt.

Wenn in Berlin hochrangige Staatsgäste zu Besuch sind, dann hat das auch Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr und Verkehrsunternehmen wie die S-Bahn Berlin. Das war beispielsweise im Juni 2024 der Fall, als die Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine stattfand.

Wegen der Polizeieinsätze zum Schutz der Konferenz-Teilnehmer:innen mussten immer wieder einzelne Streckenabschnitte gesperrt werden. Welche das genau sind und für wie lange dort keine S-Bahnen fahren können, erfahren die Mitarbeitenden in den Leitstellen und Betriebszentralen erst sehr kurzfristig.

Aufgrund der Gefahr möglicher Attentate kennen auch wir die genauen Routen der Gäste durch die Stadt nicht. Wir verständigen uns in diesen Fällen mit der Betriebszentrale von DB InfraGO und erstellen ein Notfallkonzept. Das schreibt zum Beispiel fest, dass nur noch der Grundtakt bedient wird. Das heißt, dass auf allen Linien nur im 20-Minuten-Takt gefahren wird.

Tobias Mertens Chef der Leitstelle Plus der S-Bahn Berlin

Wenn ein Staatsbesuch stattfindet, ist es so, dass die Bundespolizei die Verkehrsunternehmen immer wieder dazu auffordert, auf Sicht zu fahren* oder den Betrieb ganz einzustellen. Auf diese kurzfristigen Aufforderungen angemessen zu reagieren und den Fahrgästen möglichst wenige Einschränkungen zuzumuten, ist eine große Herausforderung. „Denn wenn sich die Stör- und Sperrsituation alle paar Minuten ändert, können auch wir nur sehr eingeschränkt handeln“, erläutert Tobias Mertens weiter.

* Auf Sicht fahren bedeutet, dass die Geschwindigkeit so herabgesetzt werden muss, dass der Zug vor jedem Hindernis rechtzeitig anhalten kann - bei normalen Sichtverhältnissen 40 Stundenkilometer, bei Nebel Schrittgeschwindigkeit, bei Dunkelheit 15 Stundenkilometer.

Sobald der Notfallplan aktiviert ist, der festlegt, dass nur der Grundtakt* gefahren wird, werden die Ausfälle über die Leittechnik in den Stellwerken registriert. Die ausfallenden Fahrten stehen dann in der Fahrgastinformation – zum Beispiel über die S-Bahn-Berlin-App – nicht mehr zu Verfügung. Es wird also so früh wie möglich angezeigt, dass weniger Bahnen fahren. Zusätzlich wird darüber informiert, dass es wegen eines Staatsbesuchs auch kurzfristig zu Verspätungen und Ausfällen kommen kann.

* Grundtakt bedeutet, dass alle 10 Minuten auf der Ringbahn ein Zug kommt und auf allen anderen Linien alle 20 Minuten. 

Für die Mitarbeitenden in den Leitstellen und Betriebszentralen sowie in der Fläche ist das eine absolute Ausnahmesituation. Wir können nur reagieren und Maßnahmen ergreifen, um das Angebot stabil zu halten und die Fahrgäste bestmöglich zu informieren.

Tobias Mertens Chef der Leitstelle Plus der S-Bahn Berlin

Wenn bestätigt ist, dass die Staatsgäste die Stadt wieder verlassen haben, werden alle Kräfte gebündelt, um das Verkehrskonzept wieder auf den vollen Takt hochzufahren – um so schnell wie möglich zurück zur Normalität zu kommen.

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