Bahnhöfe

Ein neues Dach für den Ostbahnhof

100 Jahre hat das Hallendach auf dem Buckel - die Sanierung schreitet voran.

Berliner Ostbahnhof von oben
Ein Blick aus der Luft zeigt die Bauarbeiten.

Die Erneuerung der Hallendächer am Berliner Ostbahnhof schreitet weiter voran. Um die Arbeiten weitgehend bei laufendem Betrieb durchführen zu können, wurde Ende Oktober 2021 an der Erich-Steinfurth-Straße eine sogenannte Schutzbrücke mit integriertem Hebezug aufgebaut. Die Brückenkonstruktion überspannt beide Hallendächer und gewährleistet die Zulieferung der benötigten Baumaterialien. Zudem wird eine Schutz- und Arbeitsplattform gebaut, die der Sicherheit der Besucher:innen des Ostbahnhofs dient.

Die aktuellen Arbeiten sind Teil des zweiten Bauabschnitts. Es werden weitere Bestandteile der Stahlkonstruktion (die Träger der Hallen) instandgesetzt und verstärkt. Die beiden Gleishallen erhalten eine neue Dacheindeckung aus Aluminiumtrapezblechen und eine neue Verglasung. Insgesamt werden 8.300 Quadratmeter der Glaskonstruktion und 11.200 Quadratmeter der Dacheindeckung ersetzt. Die alte Dachkonstruktion wird zurückgebaut.

Fassade Ostbahnhof
Um den Berliner Ostbahnhof von außen zu stützen, wurden an den Fußpunkten bauzeitliche Halterungen angebracht.

Seit Anfang 2020 läuft der zweite Bauabschnitt am drittgrößten Bahnhof der Stadt - ein wahrlich großes Unterfangen. Denn die rund 100 Jahre alte Hallendachkonstruktion des Gebäudes sowie die Binderhallen, die sich über den Stützen befinden, müssen umfassend saniert werden. Bereits seit Herbst 2019 werden als bauvorbereitende Maßnahme lastabtragende Stützen an der Erich-Steinfurth-Straße eingebaut. Dafür wurde ein Teil der Glasscheiben an der Nordseite entfernt. Danach begann die Sanierung. Die Kosten dafür betragen über 70 Millionen Euro.

„Wer genau hinsieht, dem fällt auf, dass die Bahnhofshalle auf einem Sockel steht“, erläutert Jan Ebering, Leiter Bau- und Anlagenmanagment der DB Station & Service AG. „An den Fußpunkten wurden bauzeitliche Halterungen angebracht, die das außenstehende Tragwerk ersetzen und bewirken, dass die Halle gestützt wird. Die Erdanker, die unter den S-Bahngleisen in die Erde getrieben wurden, können so ausgewechselt werden.“

Ostbahnhof
Die bauzeitlichen Halterungen ersetzen das außenstehende Tragwerk und stützen die Halle.

Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis 2025 und sollen – soweit möglich – mit nur wenigen Einschränkungen für den Zugverkehr stattfinden. Um das zu gewährleisten, wird in der Halle beispielsweise ein Hängegerüst als Zwischenboden eingebaut, von dem aus dann gearbeitet werden kann. „Wir haben so nur temporäre Einschränkungen von jeweils zehn Tagen in der Nähe der Gleise wegen des Aufbaus der Rüstung“, erklärt Jan Ebering. „Sonst können die Bauarbeiter aber kapseln und sandstrahlen, ohne dass der Verkehr eingeschränkt wird.“

Das Hallendach erfahre dank der Sanierung nicht nur eine optische Aufwertung. „Aus den Spitzdächern werden Flachdächer und wir verzichten auf viel Automatik und Technik – weil damit auch weniger Anfälligkeit einhergeht“, sagt Jan Ebering weiter. „Die neue Lüftung baut auf physikalische und natürliche Bedingungen und hat keine schließbaren Platten, sondern arbeitet mit einer permanenten Kaminwirkung, ohne dass technische Einschränkungen passieren können.“

Der Berliner Ostbahnhof zählt täglich rund 100.000 Reisende und Besucher.

Projektleiter Ostbahnhof

Um die Sicherheit vor Ort während der gesamten Bauarbeiten gewährleisten zu können, überwacht die Deutsche Bahn die Dachkonstruktion des Ostbahnhofs rund um die Uhr mit Hilfe eines Monitoringsystems. Zudem ist das Unternehmen mit einer Schneeräumeinsatzbereitschaft auf einen möglichen Wintereinbruch vorbereitet. „Von allen Bahnhöfen, die ich betreue, gehört der Ostbahnhof zu den sichersten – denn wir bekommen alle 15 Sekunden neue Werte zur Situation vor Ort rein“, erläutert Jan Ebering. „Die Sensoren zeigen die Windrichtung und die Windgeschwindigkeit an. Wir hatten bisher eine Verschiebung von maximal drei Millimetern, auch bei Sturm. Diese Bewegung ist aber normal, Stahl muss arbeiten.“

Arbeit in zwei Schichten

Die Sicherheit der Fahrgäste habe für die Deutsche Bahn absoluten Vorrang, sagt ein Sprecher. „Bei extremen Wettersituationen wie starkem Schnee und starkem Sturm würde der Ostbahnhof als reine Vorsichtsmaßnahme vorübergehend gesperrt werden – dann dürften auch keine Züge mehr fahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass das eintritt, ist aber sehr gering.“

Um zügig fertig zu werden, arbeite man aktuell in zwei Schichten, erläutert Steffen Dieckmann, Bauingenieur und Projektleiter am Ostbahnhof. „Wir haben 30 Leute auf der Baustelle, auch samstags. Bis Ende März sollen alle Binder gesichert sein – das Wetter spielt uns da natürlich in die Karten, da kann man gut am Fundament arbeiten.“

Mit der Erneuerung der Station, die täglich rund 100.000 Reisende und Besucher zählt, wurde bereits 2010 begonnen. Durch den Umbau wird der Ostbahnhof bau- und sicherheitstechnisch an neue Standards angepasst. Der erste Bauabschnitt wurde 2012 abgeschlossen: Die an der Erich-Steinfurth-Straße gelegene und rund 1.400 Quadratmeter große Nordfassade wurde neu verglast. Außerdem wurden Lamellen als Brandschutz- und Belüftungsfunktionen angebracht.

Erneuert wurde auch das Entwässerungssystem, sodass Regenwasser von den 20.000 Quadratmeter großen Hallendächern besser abgeleitet werden kann. Die Stahlgerüste, welche die beiden Hallendächer stützen, wurden bis in eine Höhe von etwa sieben Metern saniert und mit einem Korrosionsschutz sowie einer Brandschutzbeschichtung versehen.

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