Fahren

Das volle Programm am Ostkreuz ist geschafft!

Berlins größter Verkehrsknoten nimmt Betrieb auf

Max Maulwurf und Deutsche Bahn-Chef Dr. Richard Lutz
Max Maulwurf und Deutsche Bahn-Chef Dr. Richard Lutz

Nanu, ein ICE hält auf der Ostbahn am Ostkreuz? Am Nikolaustag, dem 6. Dezember, rieben sich einige Fahrgäste verwundert die Augen. „Ich dachte, wir fahren dem Anlass entsprechend vor“, scherzte Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn (DB) AG. Kurz vor Inbetriebnahme kam der Bahnchef persönlich vorbei, um sich ein Bild zu machen und den Fahrgästen für ihre „starken Nerven“ zu danken. Nach zwölf Jahren Bauzeit ist eisenbahntechnisch alles geschafft, was sich das Unternehmen für Berlins größten Nahverkehrsknoten vorgenommen hatte. Das volle Programm eben. So ist der Bahnhof komplett barrierefrei. Es gibt Regionalverkehrshalte für alle Richtungen, kurze Wege beim Umsteigen, bessere Orientierung sowie Information und es fahren mehr Züge der S-Bahn zwischen Ostkreuz und Warschauer Straße.
 

Dr. Hartmut Freystein (links), Leiter der EBA-Außenstelle Berlin, mit der Ostkreuz-Projektmanagerin Karin Kamitz und Ostkreuz-Projektleiter Christian Welzel von der DB Netz AG.
Dr. Hartmut Freystein (links), Leiter der EBA-Außenstelle Berlin, mit der Ostkreuz-Projektmanagerin Karin Kamitz und Ostkreuz-Projektleiter Christian Welzel von der DB Netz AG.

Dass dieses Berliner Großprojekt fast im Zeit- und Finanzierungsplan von rund 500 Millionen Euro geblieben ist, sieht Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der DB für das Land Berlin, auch in der engen Abstimmung zwischen den Bauverantwortlichender DB und des Eisenbahn-Bundesamts begründet. Man habe hier eng als Team zusammengearbeitet,  erklärte er.
Zu den Gratulanten zählten auch Christian Gaebler, Chef der Berliner Senatskanzlei, und Ines Jesse, Staatssekretärin des  Brandenburgischen Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung, sowie VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel. Jesse machte in ihrer Grußrede deutlich, dass nicht nur die Berliner vom neuen Bahnhof profitieren.

Das Ostkreuz ist auch ein attraktiver Umsteigepunkt für die Pendlerinnen und Pendler aus Brandenburg geworden.

Ines Jesse Staatssekretärin des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg

Nur ICEs halten dort normalerweise nicht.

Alexander Kaczmarek (links) und Ingo Ruff
Alexander Kaczmarek (links) und Ingo Ruff

Ob es zum Ausflug in die Märkische Schweiz und nach Kostrzyn (Küstrin) gehen soll oder ohne groß nachzudenken in die  Berliner Innenstadt – am Bahnhof Ostkreuz stehen den Kunden seit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember zahlreiche Fahr- und bequeme Umsteigemöglichkeiten offen. Damit ist eines der größten Bauvorhaben der Deutschen Bahn in Berlin fertig. Das wurde am Fahrplanwechsel-Sonntag gefeiert. Um 12 Uhr ging es los: Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Berlin, gab zusammen mit Ingo Ruff, der „Stimme der Deutschen Bahn“, und Max Maulwurf den Startschuss  zum Bahnhofsfest. S-Bahn-Nutzer erfuhren, dass ihnen nun wieder vier Gleise zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof zur Verfügung stehen.

Es fahren mehr Züge und die erhöhte Kapazität im Netz verspricht eine verbesserte Pünktlichkeit.

Alexander Kaczmarek Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Berlin

Zahlreiche Besucher stellten ihr Bahnwissen in Quizrunden unter Beweis und gewannen unter anderem Fahrausweise, darunter für die IRE Berlin-Hamburg-Züge, Berlin-Brandenburg-Tickets und Europa-Park Kombi-Tickets.

Wer mehr über den zwölf Jahre andauernden Bau erfahren wollte, begleitete die Ostkreuz-Projektmanagerin Karin Kamitz und -Projektleiter Christian Welzel auf ihrer Bahnhofsführung. Dabei entdeckten die Gäste, dass sich auch in dem modernen und funktionalen Neubau historische Details verstecken. Wiederhergestellt wurden unter anderem der sogenannte Brademann-Steg, die alte Fußgängerbrücke, und die ehemaligen Gebäude für die Aufsichten auf zwei S-Bahnsteigen. Dort entsprechen auch die Stützen der Bahnsteigdächer dem historischen Vorbild.

Projektmanagerin Karin Kamitz zeigte anhand von Luftbildern den Fortschritt der Bauarbeiten.
Projektmanagerin Karin Kamitz zeigte anhand von Luftbildern den Fortschritt der Bauarbeiten.
Der nach dem Reichsbahnarchitekten Richard Brademann (1884-1965) benannte Steg ist eine historische Reminiszenz an den alten Bahnhof.
Der nach dem Reichsbahnarchitekten Richard Brademann (1884-1965) benannte Steg ist eine historische Reminiszenz an den alten Bahnhof.

Natürlich gab es auch den Blick nach vorn: Friedemann Keßler von DB Station&Service, Leiter des Regionalbereichs Ost, kündigte an, dass im kommenden Jahr der Bau des Empfangsgebäudes, das auch Toiletten beheimaten wird, startet.
So gut das Verkehrskonzept des neuen Bahnhofs Ostkreuz bei den Besuchern auch ankam, einen Wermutstropfen gab es: Am  Montag, 10. Dezember, konnte nicht das volle Programm gefahren werden, weil ein Streik der Eisenbahn- und  Verkehrsgewerkschaft (EVG) den Zugverkehr lahmlegte.

Bettina und Wolfgang Kuster
Bettina und Wolfgang Kuster

Eine Eisenbahner-Familie: Schon Bettina Kusters Mutter arbeitete bei einem Signal- und Fernmeldewerk der Deutschen Reichsbahn, ihr Mann Wolfgang war Prüfingenieur, unter anderem am Ostkreuz. „Meine inzwischen 94-jährige Mutter interessiert
sich noch heute sehr für den Bahnhof Ostkreuz. Da sie nicht mehr so gut zu Fuß ist, habe ich ihr den Bauverlauf anhand von Bildern gezeigt. Das interessiert sie sehr.“ Am Sonntag nahm das Ehepaar an einer Baustellenführung teil.

Schnellzeichner und Leon
Schnellzeichner und Leon

Der vierjährige Leon kam eigentlich eher zufällig mit Mama Elena am Ostkreuz vorbei, in dessen Nähe sie wohnen.
„Was wird denn hier gefeiert?“, fragten sie sich, erfuhren es prompt und ließen gleich ein Porträt vom Schnellzeichner anfertigen. „Das ist super, dass jetzt hier alles nach Plan fährt. Manchmal mussten wir schon ganz schön weit laufen, um unseren Zug zu
erreichen. Das ist dann jetzt zum Glück vorbei.“

Luftballons für die Kinder
Luftballons für die Kinder

Der Uropa empfahl Juliane, Tim und Paul Krause zum Ostkreuzfest zu fahren. Schließlich wohnen sie nur drei S-Bahnstationen entfernt. Paul und Tim ließen sich von einem Künstler lustige Luftballonfiguren knoten, mit Max Maulwurf fotografieren und
von der Musik der Ritter-Jätz-Band aus Thüringen mitreißen. Mutter Juliane freut sich, dass an ihrem Umsteigebahnhof nun alles übersichtlicher geworden ist: „Jetzt können wir von hier sogar Ausflüge ins Umland machen.“

Probezug auf der Südkurve, kurz vor der Inbetriebnahme 2017
Probezug auf der Südkurve, kurz vor der Inbetriebnahme 2017
  • Deutsche-Bahn-Chef Dr. Richard Lutz stieg am Ostkreuz nach stressigen Arbeitstagen vor allem abends gerne aus. Noch um 22 Uhr genoss er bei seinem Zwischenstopp eine Rostbratwurst, die nirgends besser schmeckt, sagt er.
  • Auch Friedemann Keßler von DB Station&Service fuhr während der Bauzeit oft am Ostkreuz vorbei. Er wollte sich den Fortschritt aus nächster Nähe ansehen. Noch heute geht ihm das Herz auf, wenn er stadtauswärts in den Bahnhof einfährt und in großen Buchstaben „OSTKREUZ“ auf der Ringbahnhalle liest.
  • Noch einmal zurück in die Nacht: In den nächtlichen Sperrpausen erfolgten die baulichen Abnahmen durch das Eisenbahn-Bundesamt, so dass am Tage in der Regel der Zugverkehr schon wieder rollen konnte. Auch mit ein Grund dafür, warum der Zeitplan gut eingehalten werden konnte.
  • Jemand hat genau nachgerechnet: 1.512 Züge halten täglich am Ostkreuz, was diesen zu Deutschlands Bahnhof Nummer eins macht. Nirgendwo in der Republik halten mehr Züge. Mit täglich 123.000 Ein-, Aus- und Umsteigern ist der Bahnhof Ostkreuz auch der größte Nahverkehrsknotenpunkt Berlins.
  • Die Ringbahnhalle ist genau 132 Meter lang.
  •  Seit 2014 ist der Bahnhof barrierefrei.
  •  Die Rolltreppen sind im Durchschnitt mit 0,5 Meter pro Sekunde unterwegs.