Unternehmen

„Blindsein ist kein Problem“

Adrian Quindt machte ein Praktikum bei der S-Bahn und begleitete u.a. die Mobilen Aufsichten am Hauptbahnhof.

Schülerpraktikant Adrian Quindt hilft Fahrgästen am Berliner Hauptbahnhof bei der Suche nach der richtigen Verbindung.
Schülerpraktikant Adrian Quindt hilft Fahrgästen am Berliner Hauptbahnhof bei der Suche nach der richtigen Verbindung.

Der weiße Taststock fährt über die Rillen des Blindenleitsystems. Nur ein leises Geräusch, das aber dem jungen Mann, der den Stock sicher vor sich hin- und herbewegt, bei der Orientierung hilft. Adrian Quindt ist im Berliner Hauptbahnhof unterwegs – und zwar als Praktikant der S-Bahn Berlin. Und er ist blind.

Doch nicht sehen zu können, bedeutet für den 16-Jährigen nicht, zu Hause zu sitzen und sich zu verkriechen. Im Gegenteil: Er möchte seine Hobbys ausleben und seine Träume verwirklichen – und einer davon war das Praktikum bei der S-Bahn Berlin. Und obwohl ein solches Praktikum eine extreme Ausnahme darstellt, dauerte es nicht lange, bis er nach seiner Bewerbung für ein Schulpraktikum die Zusage erhielt.

Schwerpunkt: Kundenservice

Vom 23. Juni bis zum 11. Juli fand das Praktikum statt, bei dem er ganz unterschiedliche Bereiche des Unternehmens kennenlernte – unter anderem das Fundbüro, den Kundendialog und das Werk Schöneweide. Immer mit dabei: Sein Jobcoach Stephan Jacobi (BIS e. V.), der ihn bei seinem Praktikum unterstützt. Der Schwerpunkt lag jedoch beim Kundenservice – und so begleitete Adrian Quindt an insgesamt sechs Tagen die Mobilen Aufsichten am Hauptbahnhof.

Eine Krankheit war es, die ihm vor zehn Jahren das Augenlicht nahm. „Allerdings hatte ich diese Krankheit mein Leben lang, und auf einem Auge war ich schon als Zweijähriger blind. Deshalb hat sich an meinem Leben nicht wirklich viel verändert. Blindsein ist kein Problem für mich“, erklärt er.

Große Begeisterung für die Bahn

Adrian kommt mit seiner Behinderung gut klar – das merkt man sofort. So fährt er in der Woche allein von seinem Zuhause in Ahrensfelde nach Steglitz zur Johann-August-Zeune-Schule für Blinde. Auch sein großes Hobby „Bahn“ lebt er aus, fährt sogar allein mit dem Zug nach Brandenburg oder Sachsen-Anhalt.

Bei Strecken mit Umstieg muss ich Verbindungen mit längeren Umsteigezeiten auswählen, damit ich den nächsten Zug auch wirklich erreiche, denn natürlich dauert es etwas länger, mich auf einem fremden Bahnhof zurechtzufinden.

Adrian Quindt Schülerpraktikant bei der S-Bahn
Während seines Praktikums lernte er verschiedene Bereiche des Unternehmens kennen und unterstützte den Kundenservice mit großem Engagement.
Während seines Praktikums lernte er verschiedene Bereiche des Unternehmens kennen und unterstützte den Kundenservice mit großem Engagement.

Den Hauptbahnhof kannte er nach mehreren Praktikumstagen mittlerweile gut. Ausgestattet mit der Dienstkleidung für Mobile Aufsichten, half er Sylvia Heyne bei ihrer Arbeit. Sie ist seit 38 Jahren bei der S-Bahn Berlin, doch einen blinden Praktikanten hatte sie noch nie.

Ich war schon sehr angetan von der Idee – und bin jetzt echt begeistert, wie viel Adrian weiß und wie er den Fahrgästen Auskunft gibt.

Sylvia Heyne Mobile Aufsicht bei der S-Bahn

So half er Touristen, eine Bahnverbindung herauszusuchen, erklärte einem Fahrgast, welche S-Bahn er in Richtung Tegel nehmen muss und wies in die richtige Richtung, als nach dem Bahnsteig 13 gefragt wurde.

Adrian selbst orientiert sich an dem Blindenleitsystem, der Blindenschrift an Geländern und den unterschiedlichen Geräuschen und Gerüchen.

Hier ist der Blumenladen, also befinden wir uns unweit des Ausgangs zum Europaplatz. Und über uns höre ich die S-Bahnen einfahren, das Geräusch ist ganz anders als das von Fernzügen.

Adrian Quindt Schülerpraktikant bei der S-Bahn

Seine Informationen holt er sich, wenn er sie nicht im Kopf hat, aus seinem Handy, das ihm die Ergebnisse ansagt. Alle waren beeindruckt – von den Fahrgästen bis zu den S-Bahnern, die ihm begegneten. Das Praktikum ist längst zu Ende, die Leidenschaft für die S-Bahn nicht.

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