Was gibt's Neues beim S-Bahn-Museum?
Standort und Konzept stehen, jetzt geht es um die Finanzierung
„r-Friedrich-Straße“ ist auf einem weißen Blechschild aus Emaille zu lesen. 1912 hing es an der heutigen S-Bahnstation Sonnenallee.
„Das Schild ist nicht mehr komplett, früher stand da Kaiser-Friedrich- Straße drauf, benannt nach Kaiser Friedrich III. Er galt als liberale Hoffnung in Preußen, war jedoch nur 99 Tage an der Macht“, erzählt Udo Dittfurth, ehrenamtlicher Leiter des S-Bahn-Museums, das bis 2016 seinen Standort in Potsdam hatte.
Nur durch einen Zufall haben seine Mitstreiter:innen das historische Schild entdeckt – längst war es überstrichen und schlummerte viele Jahre in einem Materiallager. „Wie genau es dorthin kam, ist nicht bekannt“, so Dittfurth. Ein anderes Stationsschild aus seiner Sammlung ist durchlöchert von Granatsplittern aus dem Zweiten Weltkrieg, es gehörte zum S-Bahnhof Tiergarten.
Wertvollen Schätzen auf der Spur
Die Geschichte hinter den Dingen im Museum herauszufinden, ist oft wie ein Puzzle-Spiel für ihn und seine ehrenamtlichen Kolleg:innen. Da muss in Archiven gestöbert oder bei Fachleuten nachgehakt werden. Manche Fundstücke hat er von der Deutschen Bahn bekommen, andere bringen ihm Privatleute und wieder andere haben er und seine Mitstreiter:innen aus dem Müll gerettet. Wertvolle Schätze, die spannende Geschichte(n) erzählen.
Leiter des S-Bahn-Museums
Damit das S-Bahn-Museum seine Schätze wieder der Öffentlichkeit zeigen kann, braucht es jedoch ein neues Zuhause – das alte musste aus technischen Gründen schließen. Einen passenden Standort hat der Museumsleiter bereits seit Längerem gefunden: den S-Bahnhof Lichtenberg.
Vor der Wende war er ein wichtiger Fernbahnhof in Ost-Berlin. Auf rund 450 Quadratmetern könnte das Museum in Zukunft im ersten Stock des Gebäudes seine zahlreichen Exponate wieder zeigen – von Kellen über Netzfahrpläne bis zu Eisenbahneruniformen oder Signalen.
Technik zum Anfassen
Mit dem Umzug in die neuen Räume sollen auch beliebte Exponate wie der Fahrkartenautomat aus den 1930er-Jahren wieder in Betrieb gehen: „Mit 20 Pfennigen können sich unsere Besucher eine historische Fahrkarte ausdrucken und einen Blick in das Innenleben der Maschine werfen.“ Dort ist zu sehen, wie die Münzen mechanisch einen kleinen Elektromotor in Gang setzen. Mit seiner Hilfe werden die aufgerollten Karten bedruckt und abgeschnitten.
Ebenfalls beliebt bei Klein und Groß: ein Fahrsimulator aus den 1960ern. Mit Fahrschalter und Bremsventil geht’s hier zu wie in einem Führerstand. Selbst ausprobieren erlaubt! „Wir wollen auch in Zukunft ein Museum ,zum Anfassen’ sein“, sagt Dittfurth. Zum Glück sei die alte Technik sehr robust und lasse sich meist mit Schraubenzieher und Co. leicht reparieren.
Geplantes Eröffnungsdatum: Der 100. S-Bahn-Geburtstag
Ein Konzept für das neues Museum hat der 60-Jährige bereits entwickelt, drei Ausstellungsbereiche soll es geben: „Wir wollen zeigen, welche neuen technischen Innovationen bei der SBahn im Lauf der Zeit entstanden sind, wie das beliebte rotgelbe Wahrzeichen seinen Siegeszug in der Metropole angetreten hat und warum es immer auch politischer Spiegel seiner Zeit war.“
Damit das gelingt, muss jedoch erst die Finanzierung für das neue Museum und seinen Umbau stehen. Dittfurth hofft auf Gelder vom Land Berlin. Er und sein Team haben einen ganz besonderen Traum: Am 8. August 2024 wollen sie ihr neues Museum in Lichtenberg eröffnen. Pünktlich zum 100-jährigen Geburtstag der großen alten Dame.
Dittfurth: „Damals brachte die neue elektrische Bahn in Berlin erstmals Fahrgäste zum Ziel. Viel schneller und bequemer als die rußenden Dampflokomotiven. Sie war ein Stück Moderne.“
S-Bahn-Museum zu Gast bei den "Unterwelten"
Die aktuelle Sonderausstellung „Kalter Krieg auf Schienen“ ist letztmalig am Samstag, 28. Mai, zu sehen.
Ausstellungsort ist eine frühere unterirdische Toilettenanlage unter der Kreuzung Badstraße/Behmstraße am Bahnhof Gesundbrunnen.
Öffnungszeiten: 11-17 Uhr (letzter Einlass 16 Uhr)