Auf die Wellenlänge kommt es an
Wie Hardy Hofmann prüft, ob Fahrzeuge fit für die Schiene sind
Erst Gel auftragen. Dann das Metall abtasten, mit einem Messkopf, so groß wie ein Kugelschreiber. Auf einem Display erscheint die Zahl sechs Millimeter. „Alles in Ordnung“, sagt Hardy Hofmann zufrieden. Mit dem Gerät checkt der Instandhalter, ob das Metall stabil genug ist für den Einsatz auf der Schiene.
Instandhalter
Der 37-Jährige steht an der Tür eines Wagens der bekannten Berliner Baureihe 481 – von den Hauptstädter: innen liebevoll Taucherbrille genannt wegen ihrer charakteristischen Frontscheibe. Seit fünf Jahren arbeitet Hardy Hofmann im Werk Schöneweide – und ist mittlerweile Spezialist für diese Fahrzeuge, kennt sie in- und auswendig. Heute untersucht er in der Werkstatt den „Langträger“ des Zuges, ein viereckiger Rahmen aus Eisen, der normalerweise unsichtbar unter dem Fußboden verborgen ist. Er trägt das schwere Gewicht des Wagenkastens – und die vielen Tausend Berliner Fahrgäste, die täglich ein- und austeigen.
Jetzt aber ist der Zug komplett entkernt. Sitze, Haltestangen, Fußboden und Verkleidung wurden ausgebaut. An den Türen sind unten deutlich braune Flecken zu sehen, Rost macht dem Langträger zu schaffen. Die „Schuldigen“: Feuchtigkeit und Tausalz. Im Lauf der Jahre sind sie durch den Boden des Fahrgastraums gedrungen und haben das Metall angegriffen. Sind die Schäden klein, reicht es, nach dem Sandstrahlen Korrosionsschutzfarbe aufzutragen. Sind sie größer, muss neues Metall auf die betroffene Stelle geschweißt oder sogar ein Teil des Trägers komplett ersetzt werden.
Das Fahrzeug ist einer von mehr als 200 Viertelzügen, die seit 2019 im Rahmen des Projektes Langlebigkeit saniert wurden – und noch 300 weitere sollen folgen. Sie bekommen im Werk ein zweites Leben, nachdem sie bereits 15 Jahre oder länger auf der Schiene unterwegs waren.
Instandhalter
Bei den Fahrzeugen werden nicht nur die Langträger auf Herz und Nieren geprüft und repariert, sondern auch der Lack aufgefrischt und das Innere komplett erneuert – vom Fußboden über die Haltestangen bis zu den Videokameras. Etwa 2.700 Arbeitsstunden dauert es insgesamt, bevor ein Zug wieder in frischem Glanz durch das S-Bahnnetz fahren kann.
Seine Leidenschaft für Metall hat der gelernte Schreiner Hardy Hofmann erst bei der S-Bahn Berlin entdeckt.
Instandhalter
Am Anfang war er im Werk Schöneweide in der Tischlerei beschäftigt. Schnell wurde er Teamleiter und führt heute gemeinsam mit seinen Kolleg:innen den Qualitätscheck nach getaner Arbeit im Fahrgastraum durch. Sitzen die richtigen Schrauben an der passenden Stelle? Haben die Sitze die korrekte Höhe? Für seinen Job braucht es einen genauen Blick und viel Erfahrung. Allein das Regelwerk für den Einbau der Inneneinrichtung sei über 500 Seiten stark, erzählt er. Viele, viele Arbeitsschritte sind nötig und müssen kontrolliert werden, bevor der Zug wieder aus dem Werk rollen darf. Jede Menge Kraft brauchen seine Kolleg:innen zum Beispiel beim Einsetzen der neuen Scheiben. Filigraner wird die Arbeit, wenn feine Silikonnähte gezogen werden müssen, um Fugen abzudichten.
Instandhalter
Wer eine handwerkliche Ausbildung hat, bringe aber gute Voraussetzungen mit, um als Instandhalter:in bei der S-Bahn Berlin zu arbeiten.
Instandhalter
Wissen, das die Arbeit leichter macht. Denn die Sanierung der Züge läuft nicht immer nach dem Schema F.
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Was ihr Vater in der großen Werkshalle macht, findet auch seine achtjährige Tochter spannend. Schließlich bastelt sie mit ihrem Papa schon fleißig in der heimischen Werkstatt.
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